Südbaden-Cup April 09 - - Das Finale

In einem spannenden Finale standen sich die Abonnements-Siegerin von vor zwei Jahren, Mylene Kern, und Eckart Plaul gegenüber; auch der Stuttgarter trotz längerer Spielpause stark aufspielend. Zu Beginn des Matches zog Mylene Punkt um Punkt davon, bald schon war sie mit 5 : 1 in Führung gegangen.

Weiß am Wurf - Doppler-Aktion?

Eckard Plaul
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|1X '2X2X3X4X|   | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       [2]       |
| ' '2O3O4O2O|   | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
Mylene Kern

Durch ihr sicheres, souveränes Auftreten und die überzeugende Art und Weise, den Dopplerwürfel zu präsentieren, konnte Mylene den Schwaben hier davon abhalten, seine 27% Siegchancen noch nutzen zu wollen.

Doppler-Entscheidung
3-Ply cubeless equity +0,458 
 0,729 0,000 0,000 - 0,271 0,000 0,000
Gewinnerwartungen mit Doppler:
1.Doppel, Annahme +0,749 
2.Doppel, Aufgabe +1,000 +0,251
3.Kein Doppel +0,686 -0,063
Richtige Doppler-Aktion:Doppel, Annahme

Dann konnte Eckart aber mit Spürnase für gammonträchtigen Positionen in 4-Punkte-Schritten zum Überholen ansetzen; eine Schlüsselposition im gesamten Match war wohl die folgende Stellung:

Weiß am Zug muß 5-1 spielen.

Eckard Plaul
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2O2X3X2X '4X|   |3X ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       5 1       |
|3O2O1X2O2O3O| 2 | '1O ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
Mylene Kern

Soll Weiß nach dem Schlagen den blot verstecken - 8/3*/2 - oder stehen lassen - 8/3* 6/5 ?
"lift it or leave it" ist ein häufig wiederkehrendes Problem im Backgammon, für das es keine allgemeingültige Antwort gibt; das hängt immer von der einzelnen Stellung ab. Klar dürfte sein, daß das Stehenlassen die besten Gewinnchancen für Weiß bietet, denn Weiß braucht noch viel Zeit um seine zwei Steine nach Hause zu holen; wenn Rot die 3 macht ist er eh der Favorit, egal ob mit oder ohne Schlagen. Auch hat Weiß so die Chance zumindest ein 5er-Board zu halten, wenn er hinten cruncht. Der Preis für all dies: ein erhöhtes Gammonrisiko. (In der Computeranalyse sind beide Herangehensweisen ziemlich gleichwertig - das Verhältnis von extra-Gewinnen und extra-Gammonverlusten beträgt in etwa 2:1). Mylene entschied sich mit ihrer Matchführung dafür, den Ball flach zu halten und spielte 8/3*/2. Was sie aber trotzdem nicht vor dem Gammonverlust bewahrte! Um so bitterer jedoch, da Eckart genau eine Runde tanzte und Mylene im nächsten Wurf genau 4-2 hatte.....

Auch der Schwabe hatte einige Problemzüge zu meistern:

Rot am Zug muß 6-1 spielen.

Eckard Plaul
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|1O1X2X2X2X2X|   |1X2X ' ' '1O|
|                   |   |                   |
|       1 6       |   |                 |
|2X1X '2O3O3O| 2 |2O1O ' ' '1O|
|                   | 1O|                   |
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
Mylene Kern

Hier ist die Auwahl für Rot groß, so daß man leicht danebengreifen kann. Ein absolut grober Schnitzer wäre es, hier mit 8/2 8/7 die 6er-Prime zu schließen; es gibt dann zuviele Würfe die hinten nicht hinauskommen. Drei Spielweisen sind hier engere Wahl:

  • 24/17* - Rot befreit einen Stein, läßt die hinteren Steine gesplittet und behält die Möglichkeit zur Prime sowie zwei Decker für den blot
  • 23/17* 2/1* - Rot befreit einen Stein und versucht dem Gegner den 1-Punkt-Anker streitig zu machen
  • 7/1* 2/1 - Rot befreit zwar keinen Stein, aber verhindert ein gegnerisches 1-Punkt-Spiel, läßt keinen Rückschuß im Haus und hat durch zwei gegnerische Steine auf der bar Zeit bekommen, eine 6 oder eine 1 oder 2 gefolgt von einer 5 zu machen.

Was hättet Ihr gespielt ?

Der Unterschied ist gering; am besten ist 23/17 2/1*, was die größten Gewinnchancen bietet - (moneygame:  + 0,9 * cube). Der Zug mit den besten Gammonchancen hingegen ist 7/1* 2/1, aber die Möglichkeit, 3 oder 4 Würfe lang keine 6 (oder 2,5) zu machen, läßt einen unangenehmen Beigeschmack -  (moneygame + 0,82 * cube) . Doch auch der drittbeste Zug 24/17* - (moneygame + 0,78 * cube) - reichte in der Partie aus um für Eckard ein weiteres Gammon zu scoren, so daß Mylene schon bald Matchpoint gegen sich hatte:

Weiß am Zug muß 6-6 spielen.

Eckard Plaul
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1O3X2X3X3X2O|   | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       6 6       |
|4O2O2O2O ' '| 2 | '1X ' ' '2O|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
Mylene Kern

Wenn dem Gegner ein Gammongewinn noch von Nutzen ist, dann ist 24/18 19/1 der beste Zug. Wenn gammon hingegen egal ist, so ist das beste "winning play" 24/18 19/13 12/6(2) ; Weiß schließt seinen 6er-Punkt und fordert mit 19/13 den roten blot heraus! Mylene entschied sich für eine dritte Möglichkeit: den Stein mit 19/7 12/6(2) auf dem 24er-Punkt zu belassen um so die Chance des ace-point-Spieles noch zu haben, falls der rote runner nach Hause gelangt. Ein einzelner Stein ist allerdings verwundbarer als ein 1-Punkt-Anker, und so konnte Eckart in der Folge mit einem Pasch-3 "klar Shift" machen.

Herzlichen Glückwunsch dem Sieger!