Südbaden-Cup 28.6.09  -  Das Finale

Im Final-Match zwischen Volker Sonnabend, der beim Südbaden-Cup sein Debüt gab und dem St.Gallener Nils Baumann entspann sich folgender grausamer Krimi. Zwar liessen sich die Züge zwischen der ersten und letzten Position nicht mehr ganz genau rekonstruieren, aber so oder so ähnlich muß sich das Drama wohl zugetragen haben. Volker erwies sich dabei nicht nur als guter Backgammonspieler sondern auch als hervorragender Menschenkenner und Psychologe.

Spielstand: VSonnabend 4, NBaumann 0 (Match auf 13 Punkte)


Nils steht bereit zum bearoff, sein Gegner auf der bar. Die zahllosen spares auf dem 6er-Punkt lassen es unwahrscheinlich erscheinen, daß Weiß dort in allernächster Zeit einen Schuß lassen muss, jedoch - - -

NBaumann muss 16 spielen

VSonnabend
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2X2X2X1X2X2X| 2 | ' ' ' ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       1 6       |
|2O2O2O2O3X7O|   | ' ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
NBaumann

• NBaumann zieht 6/off 1/off

Besser erscheint hier 6/off 4-3. Wenn der Gegner tanzt, ist ein blot auf dem 4er leichter zu sichern als ein blot auf em 1er-Punkt. Außerdem hat man den Gegner beim bearoff nachher lieber auf dem hohen Punkt stehen als auf dem tiefen 1er-Punkt.


VSonnabend muss 13 spielen

VSonnabend
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2X2X2X1X2X2X| 2 | ' ' ' ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|       1 3       |   |                 |
|1O2O2O2O3X6O|   | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
NBaumann

• VSonnabend zieht bar/24* 20/17

Ob Volker den homeboardblot nicht wegziehen wollte um ihn zu schließen oder nach einem Treffer auf dem 1er-Punkt zu ankern oder ob er ihn vielleicht garnicht wegziehen konnte weil er 4-1 statt 3-1 hatte ist nicht mehr genau überliefert - ihn stehenzulassen ist bestimmt kein Fehler.


NBaumann muss 36 spielen • NBaumann kann nicht ziehen

VSonnabend muss 46 spielen • VSonnabend zieht 17/7


NBaumann muss 14 spielen

VSonnabend
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2X2X2X1X2X2X| 2 |1X ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       1 4       |
|1X2O2O2O2X6O|   | ' ' ' ' ' '|
|                   | 1O|                   |
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
NBaumann

• NBaumann zieht bar/21* 4/3

Der Alptraum in Weiß geht weiter - ein zweiter blot darf es sein. Da der Gegner auch nach dem gespielten 4/3 bereits 16 Treffer von der bar hat (jede 4, 1-3, 5-3, 1-1) macht es durchaus Sinn, mit bar/21* 2/1* noch einen zweiten Stein auf die bar zu setzen um den Gegner so etwas länger in Schach zu halten; Zeit die Weiß dringend braucht um wiedereinzuspielen, zu ankern und sich zu berappeln falls der zweite blot getroffen wird. Aber es ist eine knappe Entscheidung.


VSonnabend muss 25 spielen

VSonnabend
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2X2X2X1O2X2X| 2 |1X ' ' ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|       2 5       |   |                 |
|1X2O3O1O2X6O|   | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
NBaumann

• VSonnabend zieht bar/20 7/5

Wegen der weißen homeboard-Schwäche muß sich Rot über einen hit auf seinem bar-Punkt keine allzugroßen Sorgen machen. Lediglich 3-2 wäre als Treffer so richtig unangenehm; der Wurf kann aber auch im homeboard sehr stark gezogen werden und ist somit dupliziert. Die Gefahr hingegen, daß der weiße blot ungeschoren durchs Außenfeld nach Hause gelangt wiegt schwer und Rot soll daher gleich mit bar/20/18 ins Außenfeld spielen.


NBaumann muss 25 spielen • NBaumann zieht 21/16 6/4


VSonnabend muss 23 spielen

VSonnabend
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2X2X2X '3X2X| 2 | ' '1O ' ' '|
|                   |   |                   |
|       2 3       |   |                 |
|1X2O3O2O3X5O|   | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
NBaumann

• VSonnabend zieht 20/18 5/2

Nachdem das weiße homeboard wieder intakt ist, darf Rot den Schuß nun nicht mehr geben, daher bleibt Volker nichts anderes übrig als den Stein totzustellen.


NBaumann muss 15 spielen

VSonnabend
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2X3X2X '2X2X| 2 | ' '1O ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       1 5       |
|1X2O3O2O2X5O|   |1X ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
NBaumann

• NBaumann zieht 16/15 6/1*

Auch Nils wählt hier zwischen Doppelschuss und zweitem blot das kleinere Übel.


VSonnabend muss 12 spielen • VSonnabend zieht bar/24* 18/16

NBaumann muss 26 spielen • NBaumann kann nicht ziehen

 


VSonnabend doppelt auf 4

VSonnabend
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2X3X2X '2X2X| 2 | ' ' '1O ' '|
|                   |   |                   |
|       [4]       |   |                 |
|1X2O3O2O2X4O|   | ' '1X ' ' '|
|                   | 1O|                   |
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
NBaumann

Achtung: Falsches Doppel ( -2,10%)!

• NBaumann lehnt ab

Achtung: Falsche Ablehnung ( -5,77%)! [sehr schlecht]

Hier war die Chance für Nils da, in einem Spiel mit hohem cube zurück ins Match zu finden, ja sogar in Führung zu gehen. Dazu muß man hier gute Nerven haben und einen kühlen Kopf bewahren, was in der Matchsituation natürlich schwieriger ist als in der Nachanalyse.

Die Analyse:Weiß steht auf der bar gegen ein 5er-Haus und der Gegner hat einen Schuß auf einen zweiten blot. Vergleichbare Positionen ist man gewohnt wegen des Gammonrisikos zu passen. Hier hat Weiß jedoch schon herausgespielt; ein gammon kostet es somit nicht. Rot muß unbedingt den zweiten Stein erwischen. Schafft er das nicht und gelingt es selbst nur einen der beiden Steine sich nach Hause zu retten, so ist Weiß bereits wieder Favorit. Wenn der zweite weiße Stein getroffen wird, so bleibt der offene Punkt im gegnerischen homeboard. Rot hat keine builder in unmittelbarer Nähe um ihn zu schließen; auch der tote Stein fehlt da natürlich schmerzlich. Das gute weiße homeboard lädt nicht gerade dazu ein, offen auf dem 4er zu schlagen oder ihn zu slotten. Man wird ihn wohl offenlassen müssen und sich mit pick&pass behelfen müssen. Jedenfalls braucht Rot auch nach einem Treffer noch ca 8 Würfe, um alle seine Steine nach Hause zu spielen, und wenn Weiß es schafft, in dieser Zeit beide Steine wieder einzuspielen und zu ankern (jeder dritte Wurf eine Vier!), so hat er mit seinen zwei bereits herausgespielten Steinen auch im Rennen noch Chancen. Kleine Zusatzchance für den Fall, daß Weiß die Tanzschuhe anhat: vielleicht bekommt ja Rot auch keine rechtzeitige 4 oder 6, um den hintersten Stein zu befreien....


Kommentar GNU-Backgammon:

SpielerVSonnabendNBaumann
Statistiken des Glücks
Glücks-Rate (pro Zug) +295,4 ( +2,602%) -141,1 ( -1,243%)
Glücks-Rate Du solltest sofort nach Las Vegas fliegen Haaa-haaa
Doppler-Statistiken
Rating der Doppler-Entscheidungen Schrecklich! Schrecklich!

Nach diesem Spiel war es klar : Sonntag war Sonnabends Tag - für den Schweizer jedoch war aller Tage Abend. Volker Sonnabend konnte das Finale mit einem white wash für sich entscheiden.


Das Consolation-Finale

Das Consolation - Finale zwischen Denise Kaiser, die eine Woche nach ihrem Thun-Open-Sieg beim Südbaden-Cub ebenfalls stark aufspielte, und Matthias Krings, der am Vorabend erst das Finale in Mannheim bestritten hatte, war am Schluß reine Nervensache. Beim Stande von 9 - 9 im Match auf 11 verweigerten beide Spieler stur und konsequent den double-match-point-cube  - Denise, um auf ein gammon zu spielen und Mathias, um auf einen cube-error des Gegners zu spekulieren. Matthias schoß dabei jedoch um satte 7% über das Ziel seiner Spekulation - den gegnerischen Take-Point - hinaus, so daß es am Schluß zu der bei einem match-score 2-weg - 2-weg äußerst seltenen cube-action "double - pass" kam. Weil Matthias im anschließenden crawford-Spiel seinen Kopf aus der gammon-Schlinge ziehen konnte, kam es dann beim Stande von 10 zu 10 doch noch zu einem wirklichen double-match-point:

Spielstand:  DKaiser 10, MKrings 10 (Match auf 11 Punkt)


DKaiser muss 21 spielen

MKrings
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1X2X2X3X3X2X|   |1X ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |       1 2       |
|2O '3O1X3O2O|   |3O2O ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
DKaiser

In dem langen Finalmatch fehlten Denise am Schluß wahrscheinlich die entscheidenden Nerven, sonst hätte sie bestimmt das offene Schlagen 5/4*/2 gespielt, was sie sofort zur deutlichen Favoritin macht. Stattdessen entschied sie sich dafür, ihre Steine sicher ins Haus zu ziehen. Auch wenn Matthias danach 3 Würfe lang nicht hinten rauskam mündete das Spiel in ein ausgeglichenes Rennen, das Matthias am Schluß beim bearoff mit einem Pasch für sich entscheiden konnte.