Südbaden-Cup 2010 Jahresendturnier

Final-Match main : Claus Weissbarth - Michael Schoppmeyer

Das Finalmatch auf 13 zwischen Michael und Claus war vor allem geprägt von nicht gerade einfachen Cube-Entscheidungen, die zeigen, wie schwierig ein gutes Match-Cube-Handling sein kann.

Gleich im ersten Spiel geht es voll zur Sache:

Rot am Wurf, Doppler-Aktion?

CWeissbarthscore: 0
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| '1X ' '1X2X|   |3X1O2X2X '1O|
|                   | 1X|                   |
|       [2]       |   |                 |
|2X '2O '3O2O|   |5O1O ' ' '1X|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 0

Claus bringt hier ein sehr starkes Doppel von der bar - Tatsächlich kann er mit all seinen Würfen außer 66 zurückschlagen und hat dann neben seinen 65% Gewinnchancen auch knapp 30% an gammon-Chancen. Die Tatsache, daß der Kampf um die 5er-Punkte noch nicht entschieden ist sowie die eigene 4er-Blockade veranlassen Michael dazu zu akzeptieren (GNU konfirmiert das take mit -0,8). Claus vermag danach zwar beide 5er-Punkte für sich zu vereinnahmen, doch Michael kann auf dem 2er-Punkt ankern und in der Folge mit einem Pasch-6 von dort entkommen um später sowohl den Cube als auch das Spiel zu drehen.

Beim Stand von 4 zu 2 steht Michael vor einer kniffligen Entscheidung:

Weiß muß 33 spielen

CWeissbarthscore: 2
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
|2O ' ' '2X2O| 2 |3X2X ' ' '2X|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       3 3       |
|4X1O '1O '1O|   |2O2O2O2O '1X|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 4

Der sicherste Weg zum Sieg mit über 86% ist hier das Heranholen der hinteren Steine und das Schließen der Prime mit 18/15(2) 13/7. Michael entscheidet sich jedoch für das shift-play 13/10(2) 4/1*(2) um ein Gammon zu versuchen. Sowohl die Computeranalyse als auch der erfolgreiche Partieverlauf geben ihm recht. (Weiß opfert ca 6% seiner Gewinnchancen aber steigert dadurch seine Gammonausbeute von 35% auf über 55%.)

Im Spiel drauf beim Stand von 2 zu 8 gegen Claus ergibt sich erneut eine haarige Doppler-Situation:

Michael konnte seinen Gegner auf die bar setzen, mit Pasch-4 seinen 5er-Punkt schließen und doppelt nun:

Weiß am Wurf, Doppler-Aktion?

CWeissbarthscore: 2
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|1O ' ' '2X '|   |3X2X2X '1O1O|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       [2]       |
|3X ' ' '1O2X|   |3O2O2O '2O2O|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 8

Rot steht auf der bar gegen ein 5er-Haus. Und über 40 pips Rennrückstand hat er obendrein. Hier zeigt Claus Nerven und passt. Tatsächlich hat Rot moneygame ein komfortables take (mit -,80 laut GNU). Wohl hat man es schwer von der bar zurückzukommen und der Gegner hat großen Rennvorteil. Doch der muß noch 3 Steine durch gefährliches gegnerisches Territorium sicher nach Hause bringen und benötigt dazu noch mindestens 5 Würfe. Rot hat also einige Versuche Zeit wieder einzuspielen und wenn er das geschafft hat ist seine Position mit dem 3-Punkte-homeboard, der wirkungsvollen Blockade und der guten Außenfeldkontrolle sehr stark. Bei dem Matchrückstand ist das take Pflicht; tatsächlich ist bei der hohen Matchführung sogar das weiße Doppel fragwürdig und kostet glatte 2,5% an mwc! Wobei man wieder bei der alten und seit dem WM-Finale 2009 neu entflammten Diskussion wäre, ob ein fragwürdiges oder schlechtes Doppel dadurch nun gut wird, dass der Gegner es passt ...

Beim Stande von 9-5 auf 13 sollte das nächste Spiel bereits das Match entscheiden, allerdings muß der Autor kleinlaut eingestehen, daß dabei völlig offen war zu wessen Gunsten....

Zunächst fängt es damit an, wie man hier den guten Pasch-6 zum größtmöglichen Vorteil zieht:

Weiß muß 66 spielen

CWeissbarthscore: 5
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| ' ' ' '2X '|   |3X '2X3O2X '|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |       6 6       |
|3X '3O ' ' '|   |2O3O '2O3X2O|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 9

Weiß hat Möglichkeiten; er kann mit 22/4 10/4 sein homeboard schließen oder er kann mit 22/16(2) 22/10 alle hinteren Steine befreien. 22/4 10/4 ist nicht gut weil Weiß rennen statt ankern muß; sonst reißt den Steinen auf dem Anker die Verbindung ab und Weiß wird beim bald erzwungenen Verlassen des Ankers unter Beschuß geraten. Doch auch nach 22/16 22/10 bleibt das Problem, die Steine sicher nach Hause zu holen und ein gap-geschwächtes bearoff gegen ein 2-Punkt-Spiel birgt auch Gefahren. Der gute Zug ist 22/16(2) 10/4(2) !, obwohl Weiß zwei blots stehenläßt und dem Gegner den Ferntreffer mit der 8 sowie Attackiermöglichkeiten in seinem homeboard bietet. Doch zum jetzigen Zeitpunkt kann Weiß dies noch verkraften und soll daher gleich bezahlen. Michael wählt 22/16(2) 22/10 - aus der Überlegung heraus, dem Gegner keine Möglichkeiten mehr zu bieten, um sich dem bevorstehenden Doppel zu entziehen. Im moneygame wäre das korrekt, nichts stehenzulassen um dann zu doppeln, da das Doppel stark an der Passgrenze ist. Hier ist das aber wieder etwas anderes; mit der hohen Matchführung ist das weiße Doppel eher wieder fragwürdig. Und diesmal gelingt es Michael nicht, ein pass herauszukitzeln; Claus hat nun nichts mehr zu verschenken und nimmt den Doppler.

Und so kommt es bald wie es kommen muß, Weiß ist gezwungen, beim nach Hause spielen blots stehenzulassen und Claus gelingt es mit einem 62-Superjoker gleich zwei Steine auf einmal zu erwischen. Natürlich folgt sogleich der cube retour:

Rot am Wurf, Doppler-Aktion?

CWeissbarthscore: 5
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| ' ' '2O2X '| 2 |3X '3X1O2X '|
|                   |   |                   |
|       [4]       |   |                 |
|2X '1X ' ' '|   |3O3O '3O2X2O|
|                   | 1O|                   |
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 9

Weiß ist trotz der Treffer noch vorne im Rennen und hat auch das stärkere Haus, GNU gibt dem Roten etwa 55% Gewinnchancen, was ihm moneygame nicht nur ein müdes "no double" sondern auch ein freches "beaver" entlockt.
Doch da sieht man mal wieder, wie sehr Match- und moneygame-cubes differieren können: Da ist das etwas völlig anderes. Weiß kann zwar die 4 Punkte alle gebrauchen, die ihm genau das Match gewinnen. Doch der Dopplerbesitz ist nichts mehr wert, und auch Rot kann alle 8 Punkte eines vervierfachtes Gammons gut gebrauchen - die gewinnen ihm nämlich auch genau das Match! Und er hat eine 25%-Chance auf selbiges! Mit seiner Matchführung hat Weiß daher ein haushohes pass; take ist ein schwerer Fehler.

Michael ist leichtsinnig und nimmt. Und wird von einer gegnerischen 53 sogleich eines besseren belehrt. Und tanzt ... und tanzt ... und tanzt ... und macht Pasch-5 ! - - - sorry Claus. Nimms locker - - that's backgammon ;-)


Consolation-Finale Eddy Pfenninger - Bertram Wild

Das Consolation-Final zwischen Bertram Wild und dem Schweizer Eddy Pfenninger zeichnete sich durch vorsichtige holding-Duelle aus, in denen sich beide Spieler gegenseitig belauerten. Keiner wollte sich in einem Match auf 9 eine Blöße geben und auch die Cubes des Gegners wurden früh (oft zu früh!) runtergepasst.

Nachdem es Bertram in den ersten Spielen des Matches gelungen war, den Schweizer mit seinen Dopplern zu verunsichern, war es beim Stand von 3 zu 1 diesmal umgekehrt:

Rot am Wurf, Doppler-Aktion?

EPfenningerscore: 1
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| '2X ' '3X1O|   |2X '2X2X2X '|
|                   |   |                   |
|       [2]       |   |                 |
|2X ' ' ' '1O|   |3O3O2O1O2O2O|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
BWildscore: 3

Bertram war als Weißer in seinem letzten Wurf gezwungen, mit einer 65 das bar-Punkt-holding aufzugeben und den dreifach-Schuß stehen zu lassen. Eddy doppelt und Bertram passt, beeindruckt von den vielen Treffern. Zu früh! Ganz abgesehen von den 7 Würfen die nicht treffen (fast 20%) hat Weiß selbst nach einem Treffer noch gut und gern seine 25%-Chance, weil der rote 5er-Punkt noch offen ist. Weiß hat 27 pips vorne im Rennen und der hit kostet ihn davon 7pips und jede Tanzeinlage im Schnitt 8 pips - da kann man schon noch einiges verkraften. Und was ist mit Eddy's Doppel? Es fällt nicht leicht, die Ansicht des Computers zu teilen, daß die Doppler-Aktion nicht korrekt ist, wenn eine Möglichkeit besteht, daß der Gegner fehlgeht und passt. Doch moneygame erwägt der GNU den cube sogar zu bibern!

Im nächsten Spiel wäre Eddy um ein Haar zu schnell gewesen und aus der Kurve geflogen...

Weiß muß 13 spielen

EPfenningerscore: 2
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
|1O ' ' ' '3X|   | '2O2X2X3X3X|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |       1 3       |
| ' ' ' '2O '|   |2O2X2O2O2O2O|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
BWildscore: 3

Bei diesem gegenseitigen golden-Anker-holding bewies Bertram ein gutes Gespür für die Erfordernisse der Stellung, indem er seinen Anker aufgab und ins Außenfeld splittete, anstatt mit 4/3 4/1 sein homeboard zu schrotten. Allerdings war die technische Ausführung mit 20/16 ungenau - richtig ist 20/17 20/19. Warum ist das so? 20/16 bewegt den blot in die 11er-Schuss-Distanz, und 65 wäre ja sonst eigentlich ein richtig schlechter Wurf für den Gegner. 20/17 20/19 beläßt den blot im 12er-Abstand, wo die hohen Päsche zum schlagen duplizieren, die für den Gegner ohnehin Gewinnwürfe sind. Und was würfelte der Eddy wohl nach 20/16 ? Dreimal dürft ihr raten .... genau ! besagte 65, die nun auf einmal gut war...

Lediglich Eddy riskierte dann mal zwischendurch ein wenig mehr, indem er einen Doppler nahm und mit einem Backgame versuchte das Spiel zu drehen. Er bekam letztendlich auch seinen Schuß, aber hatte beim Treffen kein Glück.

Als Bertram dann mit 7 zu 4 vorne lag fiel im folgenden Spiel die Entscheidung:

Rot muß 13 spielen

EPfenningerscore: 4
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
| ' ' ' '2X '|   |3X2O2X2X2X '|
|                   |   |                   |
|       1 3       | 1 |                 |
|3X ' ' ' '1X|   |3O2O3O1O2O2O|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
BWildscore: 7

Auch hier nähert sich wieder mal ein holding-game dem entscheidenden Moment der Wahrheit. Zunächst muß Rot sich entscheiden was er mit seiner 31 will. Entweder den hintersten Stein so weit wie möglich hinten als Aufpasser stehen lassen oder den builder als Angreifer auf der 6 behalten. Beides gleichzeitig kann man nicht haben und das homeboard darf man in dieser entscheidenden Phase auch nicht mehr schwächen. Eddy wählt im Prinzip richtig und spielt 6/2. Auch wenn der Verlust des builders schmerzt: mit 18/14 macht er zwei schlechte Würfe des Gegners - 54 und vor allem 63 gut. Besonders raffiniert wäre allerdings 18/17 6/3 ! gespielt, um den gegnerischen Pasch-6-Joker mit einem "lebenden Schutzschild" zu blockieren; da bekommt man dann nämlich noch mal eine Schuß-Chance - von hinten durch die Brust ins Auge !

Bertram macht nun mit einer 32 closed board; Eddy macht eine 43 und holt einen Angreifer vom midpoint. Als nächstes hat Bertram eine 54 zu ziehen:

Weiß muß 54 spielen

EPfenningerscore: 4
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| ' ' ' '2X '|   |3X2O2X2X3X '|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |       4 5       |
|2X ' ' ' '1X|   |2O2O2O2O3O2O|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
BWildscore: 7

Jetzt gilt es: Bertram fasst sich ein Herz und spielt 20/11 und das ist stark gespielt - anstatt wie Vogel Strauss vor der drohenden Gefahr den Kopf in den Sand zu stecken und 6/2 6/1 zu spielen (oder hattest du etwa eine 63 gewürfelt Bertram!? Meine Aufzeichnungen sind leider etwas lückenhaft und ich erkenn dich so gar nicht wieder ;-). Eddy hat nichts mehr zu verlieren und doppelt. Bertram take. Eddy würfelt eine 62.

EPfenningerscore: 4
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
| ' ' ' '2X '|   |3X1O2X2X3X '|
|                   |   |                   |
|       2 6       |   |                 |
|2X1O ' ' '1X| 2 |2O2O2O2O3O2O|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
BWildscore: 7

Hier gibt es keine Wahl; man muß den gegnerischen Ausbruch vereiteln und mit 13/5* offen schlagen. Bertram zeigt die 5 als Antwort. Und das wars dann.

Herzlichen Glückwunsch - und zwar an beide! Denn Eddy darf sich durch das Erreichen des Conso-Finales mit dem Gesamtsieg in der Jahreswertung schmücken.