Südbaden-Cup 3.April 2011

Das Champions-Finale

Im April-Turnier kam es bei den Champions diesmal zu einem hochdramatischen Finale zwischen dem Schreiber Michael Schoppmeyer und dem von Fulda angereisten Heribert Lindner.

Zunächst war der Wettkampf ausgeglichen bei wenig besonderen Vorkommnissen (Michael ging zweimal in Führung um sich dann zweimal knapp aus dem Gammon zu retten). Beim Stande von 6 - 6, also gerade mal halber Wegstrecke im Match auf 13, kommt es dann aber bereits zu einem hochdramatischen matchentscheidenden Spiel:

Beide Spieler haben es nicht geschafft, ihren letzten Stein aus dem gegnerischen homeboard zu befreien. Als es Michael gelingt, seinen Gegner als erstes auf die bar zu setzen, steht er vor der Frage, ob er den Gegner ausdoppeln oder auf Gammon spielen soll. Weil zunächst noch alle Würfe problemlos erscheinen, gibt er erst mal noch einen Schuß auf das Gammon ab. Doch nicht alle Würfe sind sicher ....

HLindnerscore: 6
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1X1O2X2X2X3X|   |2X1X1X '1O '|
|                   | 1X|                   |
|                 | 1 |       5 5       |
| '3O2O2O2O3O|   | '1O ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 6

.... 5-5 !! Tatsächlich hat Weiß seinen schlechtesten Wurf ausgepackt und steht nun vor der unangenehmen Wahl, ob er auf der 1 den Schuß lassen soll oder jetzt schon das homeboard cruncht. Michael entscheidet sich im Hinblick auf den noch unberührt in der Mitte liegenden Doppler für ersteres, um den Gegner doch noch schnell auszudoppeln zu können, wenn der jetzt nochmal tanzt.
Der tanzt zwar auch - das mit dem Ausdoppeln ist jedoch weit gefehlt!

HLindnerscore: 6
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|1X1O2X2X2X3X|   |2X1X1X ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       [2]       |
|1O3O3O3O2O2O|   | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 6

Heribert läßt sich nicht lumpen und kratzt trotzt der hohen Gammongefahr noch ein take heraus. Haarig zwar, aber gerechtfertigt, wie die Nachanalyse mit dem Computer ergibt (-0,91)!

Für Michael zeigt sich nun weder die ersehnte 6 noch ein lieblicher kleiner Wurf ...

HLindnerscore: 6
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1X1O2X2X2X3X| 2 |2X1X1X ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       2 4       |
|1O3O3O3O2O2O|   | ' ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 6

... sondern eine gehässige 42. So muß er also anfangen sein homeboard zu crunchen. Unter einem leichten Anflug von Panik spielt er 5/3 5/1; richtig wäre das kaltblütige 6/2 3/1, wonach man etwas langsamer cruncht und sich länger die Chance auf ein 5er-Haus bewahrt, weil man einen hohen extra-Stein im homeboard behält, mit dem man die nächste 4 oder 5 noch ziehen kann.

Rot harrt weiterhin tanzenderweise der Dinge die da geschehen.

HLindnerscore: 6
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1X1O2X2X2X3X| 2 |2X1X1X ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       1 4       |
|2O3O4O3O '2O|   | ' ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 6

Es hilft nichts. Weiß wird von den Würfeln mit einer 41 für seinen ungenauen vorherigen Zug grausam bestraft.

HLindnerscore: 6
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1X1O2X2X2X3X| 2 |2X1X1X ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|       [4]       |   |                 |
|2O4O4O3O1O '|   | ' ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 6

Und auch der Gegner setzt nun noch einen drauf und redoppelt auf 4. Wenigstens hier gelingt es einen klaren Kopf zu bewahren und die neue Situation ruhig zu analysieren. Nüchtern betrachtet hat Weiß ein komfortables take (-0,65). Aber unter Panik hat man schon ganz andere Reaktionen gesehen...

Weiß akzeptiert. Rot trifft nun zwar nicht mit der 5, aber kann mit 63 zumindest mal wieder einspielen:

HLindnerscore: 6
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|1X1O2X2X2X3X|   |2X1X1X ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|       3 6       |   |                 |
|2O4O4O3O1O '| 4 | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 6

Selstamerweise zeigt nun auch der ansonsten recht kaltblütige Heribert Nerven, obwohl er doch gerade wieder die Oberhand gewonnen hat. Er spielt bar/19 8/5, aber solch ein vorsichtiges Spiel kann man sich bei dem Rennrückstand nicht erlauben. Gammonrisiko hin oder nicht - Rot muß die prime hinten geslottet lassen und bar/16 spielen, um mit 1en und 8en den Sack zumachen zu können und mit anderen Würfen vorne zu attackieren. Denn wenn Weiß die 6 machen darf ist er - egal ob mit oder ohne hit - sofort wieder ein Favorit. Ein geschlagener Stein kann da als zweiter Abfangjäger sogar noch von Nutzen sein.

HLindnerscore: 6
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1X1O2X2X3X3X|   |2X '1X ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       2 3       |
|2O4O4O3O1O1X| 4 | ' ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 6

Weiß kann seine Chance zur Flucht nicht nutzen und muß 5/2 3/1 im homeboard ziehen.

Rot muß nun dringend handeln, bevor Weiß entkommen kann.

HLindnerscore: 6
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|1X1O2X2X3X3X|   |2X '1X ' ' '|
|                   |   |                   |
|       3 5       |   |                 |
|3O5O3O3O '1X| 4 | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 6

Aber auch mit seiner 53 trifft der weit Gereiste eine weniger glückliche Wahl, indem er 5/2* 6/1 spielt; richtig ist 7/2* 5/2*. Daß durch die vielen blots so die Gammongefahr steigt, wenn es Weiß gelingt sich durchzuschlagen ist auch hier eher nebensächlich. Vorrangig sind kurzfristig die besseren Deckermöglichkeiten für ein closeout, wenn Weiß tanzt, sowie die Tatsache, daß Weiß auch mittelfristig noch Fluchtchancen bekommt, wenn Rot hier den 1er-Punkt schließt und der 2er-Punkt dahinter offenbleibt.

HLindnerscore: 6
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2X1X2X2X2X2X|   |2X '1X ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       2 5       |
|3O5O3O3O '1X| 4 | ' ' ' ' ' '|
|                   | 1O|                   |
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 6

Nun wendet sich das Blatt erneut in diesem dramatischen Spiel. Michael kann von der bar auf dem 2er-Punkt zurücktreffen, Heribert tanzt. Und - endlich - bekommt Weiß die heißersehnte 6, sogar noch mit einer 1 dabei, um den zweiten Stein zu schlagen! Rot kann mit einer 5 einen der beiden Steine wieder einspielen:

HLindnerscore: 6
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2X '2X2X2X2X|   |2X '1O ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       [8]       |
|3O5O3O3O1X1X| 4 | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 6

Hier stellte sich jetzt erneut die Frage für Weiß, ob er zu gut zum Doppeln ist. Aber 65 und 64 lassen einen direkten Schuß. Nach den meisten anderen Würfen von Weiß bekommt Rot einiges an Flugtreffern - 6 bis 8 an der Zahl. Und ob die Gammonchancen überhaupt hoch genug sind um diese Risiken zu rechtfertigen war nicht ganz klar. Im Nachhinein kann man sagen "Ja", doch gebranntes Kind scheut das Feuer, also diesmal lieber doppeln und 4 Punkte mitnehmen statt play-on für ein Gammon. Damit wäre der Schwarze Peter bei Rot, der nun ausrechnen muß, ob er bei dem hohen Cube bereits "commited" ist, um's mal im Poker-Chinesisch zu formulieren.
Trefferchancen für ein rotes take wären gerade noch ausreichend vorhanden, wie ein Vergleichsrollout mit einem roten closed-board ergab. Der Schönheitsfehler ist nur nach wie vor der offene 2er-Punkt, so dass selbst der Treffer noch keinen Sieg garantiert. Die roten Gewinnchancen in diesem Spiel liegen laut Computerrollout bei knapp 20%, demgegenüber stehen in der Match-Equity-Tabelle immerhin noch ca. 23% an Chancen zu Buche, nach einem Pass den 10-6 Rückstand im Spiel auf 13 Punkte noch drehen zu können.
Dass Heribert den Doppler dennoch annimmt ist möglicherweise auch weniger einem Rechenfehler oder einer Fehleinschätzung geschuldet, sondern wohl eher dem Umstand, dass er so die Möglichkeit sieht, das Turnier zeitig zu beenden, um seinen Zug für die lange Heimreise nach Fulda zu bekommen.
Tatsächlich findet Michael daraufhin mit 64 den Wurf, der den Schuß lässt und das ganze nochmal spannend macht. Aber nur für diesen einen Wurf.