Südbaden-Cup Juni 2011

Das Finalmatch "Champions main" zwischen Denise Kaiser und dem Autor dieser Zeilen läuft unter der Rubrik "kurz und schmerzvoll" und ist schnell abkehakt. Sozusagen als Ausgleich betrachten wir das Finalmatch aus der Consolation diesmal etwas ausführlicher.

Das Finale - Main

Bereits im allerersten Spiel im Match auf 13 Punkte gelang Denise Kaiser der große Coup:

Rot am Wurf - Doppleraktion?

MiSscore: 0
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
| ' '1X4O2X3X|   |2X2X '2X ' '|
|                   | 1X|                   |
|                 | 1 |                 |
|2O '2O2O2O2O|   | '1O ' ' '2X|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
DKaiserscore: 0

Michael als Roter ist mit einem Stein auf der bar gegen das 5er-Haus, die Gegnerin mit 4 Steinen hinter der 5er-Prime. Da es leichter erscheint einmal mit einer Zwei aufzuwarten als viermal mit einer 5 wähnt Michael sich hier als Favorit. Und da die gegnerischen Würfe mit 6en sowie die meisten Päsche bereits das weiße homeboard zerlegen befürchtet er seinen Markt zu verlieren, wenn er noch länger kavalierhafte Zurückhaltung übt. Er doppelt. Denise akzeptiert.

Kurz darauf ist es Weiß gelungen, mit einer 53 den ersten von vier Steinen zu befreien während Rot getzant hat. Nun folgt Denise ihrer weiblichen Intuition und setzt auf ein erfolgreiches Fortdauern ihres Turnierlaufes.

Weiß am Wurf - Doppleraktion?

MiSscore: 0
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
| ' '1X3O2X3X|   |2X2X '2X '1O|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       [4]       |
|2O '2O2O2O2O| 2 | '1O ' ' '2X|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
DKaiserscore: 0

Denise doppelt auf 4. Michael - nach wie vor befangen in dem Glauben, daß es doch wohl leichter sein müsse, einmal eine 2 zu würfeln als dreimal die 5 aufzuzeigen - akzeptiert guter Dinge (und unter einem leichten Anflug von Bedauern, daß man beim Turnier-Backgammon nicht beavern darf). Doch Denise produziert als Antwort auf das take kunstgerecht einen Pasch-5 aus ihrem Becher, hat damit ihr Plansoll an 5en erfüllt während Michaels 2 weiter auf sich warten läßt, und kann gleich im Anschluß mit Pasch-3 ein closed-board machen, um ein Gammon für 8 Punkte einzufahren.

Ein ungedoppeltes Backgame, welches zwar vom Timing gut angelegt war, nie aber auch nur in den Genuß eines Schusses kam, da Denise auch ihr bearoff paschweise gestalten konnte (für weitere 3 Punkte) und ein aussichtsloses Rennen in Spiel 4 taten dann das Übrige zu Denisens 13:2 Sieg dazu.


Das Consolation-Finale

Das Finale in der Consolation wurde bestritten zwischen unserem Organisator J.G. und Stéphane Tremet aus Colmar. Ein interessantes Spielproblem ergab sich gleich zu Beginn des Matches für den Franzosen:

Rot hat 54 zu spielen

STremet
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2X2X4X '2X2X|   | '1X ' ' '2O|
|                   |   |                   |
|       4 5       | 1 |                 |
|1O '2O2O2X3O|   |2O3O ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
JG

Rot sitzt auf glühenden Kohlen - er liegt bereits vor seinem Wurf mit 9 pips vorne im Rennen, aber konnte bis jetzt noch nicht den Anker lichten, auch hat das Abwarten schon zu leichten Schäden an der Hausfront geführt. Durch weiteres Stehenbleiben wird es nicht mehr besser - man darf das Haus nicht noch mehr in Mitleidenschaft ziehen während der Gegner seines immer weiter stärkt; die Klemmzüge 8/4 6/1 oder 6/2 6/1 sind hier verkehrt. Immerhin hat Weiß zur Zeit noch den blot im Haus. Stéphane entscheidet sich also für den Sprung ins kalte Wasser.
Aber auch für das Verlassen des Ankers gibt es zwei Möglichkeiten: 20/11 oder 20/16 20/15 - was ist richtig?

Antwort:
Hier kann man immer wieder den folgenden gerne gemachten Fehler erleben: Intuitiv ist man versucht, 20/11 zu spielen, um wenigstens einen der Steine aus der Schußlinie zu retten, und um auf einen Rücktreffer zu spekulieren, wenn der andere Stein attackiert wird. Tatsächlich ist 20/11 aber ein ziemlicher Fehler - 20/16 20/15 ist richtig. Gegen den blot auf dem 5er-Punkt gibt es einen 3fach-Schuß; gegen die blots im Außenfeld nur einen doppelten. Vor allem aber sind nach 20/11 die Würfe, mit denen Weiß schlagen und gleichzeitig am Haus bauen kann, viel zahlreicher. Mit ausnahmslos allen kleinen Würfe kann man dann den 5er-Punkt bauen oder pick&cover spielen (den 5er schlagen und weiterziehend den 1er deckend - mit 41, 42, 43). Auch Stéphane spielte 20/11, aber sein guter Gegner hatte kein Problem damit, mit seiner 63 auch gegen ein 5er-Haus offen zu schlagen. Weiß spielte 8/5* 7/1 und konnte, nachdem der Gegner verpasste, mit dem Cube cashen.

Nachdem sich J.G. im Match auf 11 bis auf 8 : 3 absetzen konnte geriet er im nächsten Spiel etwas unter Druck:

In der folgenden Position hatte er eine 62 zu ziehen:

STremetscore: 3
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1O2O ' '2X4X|   | '3X2X ' '2O|
|                   |   |                   |
|                 |   |       2 6       |
| '2O1X '1X3O| 2 |2O3O ' ' '2X|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
JGscore: 8

Bekannt dafür, daß er gerne das Heft in der Hand behält, wählt der Turnierorganisator das hochriskante 13/5* (GNU favorisiert mit 0.090 den Fluchtversuch 23/15 oder alternativ den Ankerversuch 24/18 8/6). Der Mut von Weiß wird jedoch belohnt als Rot tanzt.

Weiß hat nun eine 42 zu ziehen:

STremetscore: 3
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1O2O ' '2X4X|   | '3X2X ' '1O|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       2 4       |
| '2O1X '1O3O| 2 |2O3O ' ' '2X|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
JGscore: 8

Die Computeranalyse gibt hier 7/3* 5/3 einen hauchdünnen Vorzug (0.02), aber auch hier wählt Weiß lieber - wen wundert's - mit 7/5 7/3* wieder das big-play.

Rot konnte mit einer 54 zumindest einen Stein einspielen und Weiß hat nun eine 62:

STremetscore: 3
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1O2O ' '2X4X|   | '3X2X ' '1O|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       2 6       |
| '2O1O1X2O3O| 2 | '3O ' ' '2X|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
JGscore: 8

Wie zu erwarten wählt J.G. im Ringen um die Initiative wieder den aggressiven Zug 13/7 6/4*, ohne Rücksicht auf Verluste - und diesmal sieht das auch der GNU genauso. Das offene Schlagen ist klar am besten, trotz der beiden blots im Haus.

# Ply Zug Gewinnerwartung
  1 4 13/7 6/4* -0,253
  0,454 0,232 0,008 - 0,546 0,210 0,016  
  2 4 24/18 6/4* -0,260 ( -0,007)
  0,458 0,220 0,007 - 0,542 0,221 0,018  
  3 4 13/5 -0,342 ( -0,089)
  0,395 0,170 0,005 - 0,605 0,179 0,008  
  4 4 23/15 -0,343 ( -0,090)
  0,434 0,188 0,008 - 0,566 0,235 0,025  
  5 4 24/18 13/11 -0,374 ( -0,121)
  0,394 0,163 0,006 - 0,606 0,203 0,011  

In diesem Spiel zeigte sich nun Backgammon wieder einmal von seiner ganz grausamen Seite:

STremet
JG

Stéphane schüttelt die Würfel - und es kommt eine 43 aus dem Becher - Volltreffer !! Jedoch - - - einer der Würfel liegt nicht auf dem Filz sondern auf dem weißen Checker ! Brennt ! Der Wurf ist ungültig! Zweiter Versuch: Eine 55 - das schlimmste Szenario für Rot ist eingetreten! Weiß läßt sich nicht zweimal bitten: Pasch-4 schliesst das homeboard. Und es geschieht auch kein Wunder mehr - J.G. scort ein Gammon zum Matchsieg.