Südbaden-Cup 17.07.2011

Das Finale

Die Beobachtung des Consolation-Finals zwischen dem Schweizer Jaques Wehli und dem Franzosem Stéphane Tremet mußte diesmal der Final-Übertragung der Frauen-Fußball-WM geschuldet werden. Dafür haben wir ein hochklassiges Champions-Main-Finalmatch - ausgetragen auf spielerisch hohem Niveau zwischen dem Südbaden-Cup-Organisator J.G. und dem frischgebackenen Brakel-Open-Turniersieger, dem belgischen Topspieler Michel Lamote - ausführlich aufbereitet.

Steigen wir ein bei einer lehrreichen holding-Situation aus einer frühen Phase des Matches:

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Spielstand: Rot "JG" 2, Weiss "MLamote" 4 (Match auf 13 Punkte)

MLamote muss 16 spielen

• MLamote zieht 14/7

Weiß ist im Rennen sehr in Rückstand und muß daher versuchen, auf seinem Anker ausharrend den Gegner beim nach Hause spielen zu behindern - also in einem "Holding-Game" zu halten ("holden") . Neben 14/7 verfügt Weiß hier aber noch über eine taktische Möglichkeit; er kann statt den Anker zu halten auch mit nur einem Stein im gegnerischen homeboard bleiben, um zu stören ("snipen") - das darf er sich deshalb erlauben, weil der Gegner seine builder bereits hinter den Anker spielen mußte. Das Fußfassen im Außenfeld mit 20/14 stört die gegnerischen Steine auf dem midpoint sehr. Der einzige Wermutstropfen ist die 1, die noch zu ziehen bleibt. Wenn Weiß noch eine 1 im homeboard ziehen könnte oder eine 51 gewürfelt hätte, wäre 20/14 hier klar erste Wahl. Aber auch mit dem Wurf von 61 ist 20/14 6/5 eine durchaus ernstzunehmende Alternative zum gespielten 14/7.

#		Ply	Zug	Gewinnerwartung
	1	4	20/14 6/5	-0,462
			0,349 0,039 0,000 - 0,651 0,056 0,001
•	2	4	14/7	-0,478 ( -0,016)
			0,366 0,029 0,000 - 0,634 0,019 0,000

nach dem weißen Zug von 14/7 hat Rot nun einen Pasch-1

JG muss 11 spielen

• JG zieht 13/12(2) 8/7(2)

Der Routinier wählt die beste Ausführung - er bringt die Steine vom midpoint näher nach Hause, aber stoppt im 7er-Abstand vor dem gegnerischen Anker, um später keinen direkten Schuß sondern höchstens einen indirekten Treffer mit der 7 zu lassen.

#		Ply	Zug	Gewinnerwartung
•	1	2	13/12(2) 8/7(2)	+0,510
			0,663 0,019 0,000 - 0,337 0,016 0,000
	2	2	13/11(2)	+0,438 ( -0,072)
			0,652 0,015 0,000 - 0,348 0,020 0,000

Nachdem Weiß ebenfalls nur einen kleinen Wurf hat greift Rot zum Doppler

Rot am Wurf, Doppler-Aktion?

• JG doppelt

Hier läßt sich der Belgier irreführen. Der pipcount erlaubt bei 13 pips Rückstand in einem 70er-Rennen kein take mehr. Dennoch sind auch in einem Rennen noch Chancen vorhanden, bedingt durch das gap auf dem 5er-Punkt, welches im roten homeboard verbleibt sobald Weiß vom Anker gestartet ist. Jede 5 während des bearoffs produziert dann anstatt herauszunehmen einen weiteren nutzlosen Stein auf dem acepoint. Die Chance in einem Rennspiel dürfte immer noch über 15% betragen Auch die weiße Chance, einen Ferntreffer mit der 7 zu landen ist mit 1 aus 6 zu gering für ein take. Aber auch diese Chance beträgt mehr als 15%. Beide Einzelchancen reichen also nicht aus, aber beide Chancen im Verbund sichern dem Weißen eine komfortable Take-Chance mit über 30%.

• MLamote lehnt ab

Achtung: Falsche Ablehnung ( -0,393)! [sehr schlecht]

Doppler-Entscheidung
4-Ply Gewinnerwartung ohne Doppler		+0,384	(Money: +0,395)
	0,691 0,016 0,000 - 0,309 0,014 0,000
Gewinnerwartungen mit Doppler:
1.	Doppel, Annahme	+0,628
2.	Doppel, Aufgabe	+1,000	+0,372
3.	Kein Doppel	+0,606	-0,022
Richtige Doppler-Aktion:		Doppel, Annahme

Mit einer ganz ähnlichen Doppelsituation sieht sich später im Match auch der Turnierleiter konfrontiert - diesmal mit umgekehrten Vorzeichen.

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Spielstand: Rot "JG" 8, Weiss "MLamote" 9 (Match auf 13 Punkte)

• MLamote doppelt auf 2

Auch hier kommt es darauf an, die bestehenden Restchancen im Verbund zu beweten. Die rote Rennchance bei 17 pips Rückstand wäre eigentlich zu gering für ein take, wenngleich auch hier noch vorhanden, erneut bedingt durch die weißen homeboard-Lücken auf 4er und 5er-Punkt, die später beim Herauswürfeln mit 4en und 5en nur tiefe Steine produzieren anstatt etwas herauszunehmen. Ebenso ist fraglich, ob die Chance auf den Schuß für sich allein noch ein take rechtfertigt. Aber auch hier hat Rot noch beide Eisen im Feuer; die zwei Chancen zusammengenommen sind nicht nur mehr als ausreichend für ein take sondern lassen sogar das weiße Doppel fragwürdig erscheinen. Weiß soll erst einen der beiden Außenpunkte noch klären und dann doppeln.

• JG nimmt an

Achtung: Falsches Doppel ( -0,114)!

Doppler-Entscheidung
4-Ply Gewinnerwartung ohne Doppler		+0,345	(Money: +0,346)
	0,678 0,012 0,000 - 0,322 0,021 0,000
Gewinnerwartungen mit Doppler:
1.	Kein Doppel	+0,547
2.	Doppel, Aufgabe	+1,000	+0,453
3.	Doppel, Annahme	+0,433	-0,114
Richtige Doppler-Aktion:		Kein Doppel, Annahme (20,2%)

MLamote muss 44 spielen

Weiß kann nach seiner Doppler-Aktion mit einem gemalten Pasch-4 die meisten Probleme hinter sich lassen - nur um im Wurf drauf mit einer unglücklichen 64 den Schuß trotzdem zu geben, welchen Jo jedoch verpasst.

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Das nächste Spiel sollte beim Stand von 11 zu 8 eine dramatische Entscheidung bringen; hier der detaillierte Verlauf:

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Spielstand: Rot "JG" 8, Weiss "MLamote" 11 (Match auf 13 Punkte)

Zug Nr. 1:JG doppelt auf 2

J.G. hat in der Eröffnung als Roter den besseren Start erwischt und doppelt, um wieder Anschluß im Match zu finden.

Die Konstellation 1-Punkt-Anker gegen 4-Punkt-Anker ist moneygame normalerweise Doppel-Take. Man kann als Weißer (neben Jokerwürfen) dabei auf die Chance setzen, daß der Gegner zuerst vom Anker muß und dann versuchen ihn zu attackieren und auszuschließen. Um dann, wenn das geglückt ist den 1-Punkt zu lösen. Vorraussetzung für diesen Spielplan ist allerdings, daß der 1-Punkt-Anker nicht völlig eingeprimt ist. Siehe dazu unten mehr!

Mit einer 11-8 Matchführung ist bei Doppler-Annahmen allerdings etwas mehr Zurückhaltung angebracht als beim moneygame. Trotzdem ist das take von Weiß hier kein Fehler, sondern nur marginal an der Grenze zum Pass.

• MLamote nimmt an

Doppler-Entscheidung
2-Ply Gewinnerwartung ohne Doppler		+0,351	(Money: +0,439)
	0,650 0,211 0,011 - 0,350 0,082 0,002
Gewinnerwartungen mit Doppler:
1.	Doppel, Aufgabe	+1,000
2.	Doppel, Annahme	+1,001	+0,001
3.	Kein Doppel	+0,908	-0,092
Richtige Doppler-Aktion:		Doppel, Aufgabe

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Zug Nr. 2:JG muss 12 spielen

• JG zieht 13/10

#		Ply	Zug	Gewinnerwartung
•	1	2	13/10	+0,635
			0,650 0,215 0,012 - 0,350 0,082 0,002
	2	2	13/11 6/5	+0,627 ( -0,008)
			0,647 0,214 0,012 - 0,353 0,085 0,003

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Zug Nr. 3:MLamote muss 45 spielen

• MLamote zieht 8/3 6/2

#		Ply	Zug	Gewinnerwartung
•	1	2	8/3 6/2	-0,671
			0,331 0,083 0,002 - 0,669 0,215 0,012
	2	2	8/3 5/1	-0,701 ( -0,030)
			0,318 0,079 0,002 - 0,682 0,219 0,011

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Zug Nr. 4:JG muss 43 spielen

• JG zieht 13/9 10/7

Dies ist eine von den selten gewordenen Situationen, in denen der menschliche Spieler dem Backgammon-Computer noch etwas voraus hat - nämlich strategisches Planen und das Aufstellen sinnvoller Perspektiven. Der GNU und wohl auch die anderen Backgammon-Programme werden hier 13/6 ziehen (siehe 2-ply-evaluation), um möglichst wenig Trefferchancen für den Gegner zu generieren, ohne sich jedoch über den weiteren Spielverlauf Gedanken zu machen. Der menschliche Experte dagegen kann den weiteren Spielverlauf antizipieren. Er sieht das oben bei der Doppelsituation bereits angesprochene bevorstehende Problem der Anker-Räumung auf sich zukommen und versucht rechtzeitig Vorsorge zu treffen. Der slot 10/7 kann auf zweierlei Arten zum Erfolg führen: entweder indem Rot die Prime gelingt oder indem man den Weißen attackiert und ausschließt, wenn er den Anker aufgibt, um den slot zu schlagen. Beide Szenarien würden es dem Roten dann gestatten, gefahrlos vom Anker zu gehen. Zwar kann sich Rot dieses big-play überhaupt nur wegen des weißen homeboard-blots erlauben, aber ein zusätzlich durchgeführtes Rollout bestätigt die Einschätzung: JG's 13/9 10/7 ist dem Computerzug 13/6 überlegen und am besten!

#		Ply	Zug	Gewinnerwartung
	1	2	13/6	+0,650
			0,652 0,223 0,013 - 0,348 0,091 0,003
•	2	2	13/9 10/7	+0,635 ( -0,014)
			0,646 0,223 0,011 - 0,354 0,104 0,004
#		Ply	Zug	Gewinnerwartung
	1	R	13/9 10/7	+0,672
			0,666 0,222 0,009 - 0,334 0,098 0,004
	2	R	13/6	+0,652 ( -0,020)
			0,660 0,217 0,009 - 0,340 0,093 0,004

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Zug Nr. 5:MLamote muss 15 spielen

• MLamote zieht 13/8 2/1

Weiß hat mit seiner 51 verpasst.

Achtung: Wurf unglücklich ( -0,202)

#		Ply	Zug	Gewinnerwartung
•	1	2	13/8 2/1	-0,798
			0,269 0,071 0,002 - 0,731 0,218 0,010
	2	2	13/8 3/2	-0,800 ( -0,002)
			0,266 0,069 0,002 - 0,734 0,215 0,011

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Zug Nr. 6:JG muss 44 spielen

Aber auch Rot wird für seinen Mut nicht belohnt und hat mit Pasch-4 einen unglücklichen Wurf

• JG zieht 13/5 13/9 7/3

Achtung: Wurf unglücklich ( -0,201)

#		Ply	Zug	Gewinnerwartung
•	1	2	13/5 13/9 7/3	+0,719
			0,672 0,244 0,012 - 0,328 0,085 0,003
	2	2	13/5 9/5 7/3	+0,540 ( -0,180)
			0,592 0,228 0,013 - 0,408 0,119 0,005

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Zug Nr. 7:MLamote muss 32 spielen

• MLamote zieht 24/22* 8/5

Das Schlagen kostet etwas Überwindung, da es mit einem großen Gammonrisiko verbunden ist. Gerade bei einer komfortablen Matchführung möchte man den Verlust von 4 Punkten in einem einzigen Spiel eigentlich tunlichst vermeiden. Aber es muß versucht werden. Auch der Belgier faßt sich nach einigem Zögern schließlich ein Herz und spielt 24/22* 8/5.

#		Ply	Zug	Gewinnerwartung
•	1	2	24/22* 8/5	-0,713
			0,387 0,113 0,004 - 0,613 0,313 0,017
	2	2	8/6 5/2	-0,782 ( -0,069)
			0,278 0,071 0,001 - 0,722 0,216 0,014

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Beim nun entbrennenden heftigen Schlagabtausch hat der Sieger von Brakel am Schluß das glückliche Ende auf seiner Seite.

Zug Nr. 8:JG muss 24 spielen

• JG zieht bar/21 5/3*

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Zug Nr. 9:MLamote muss 14 spielen

• MLamote zieht bar/24 5/1

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Zug Nr. 10:JG muss 45 spielen

• JG zieht 9/5 9/4

Mit 28 von 36 Würfen könnte Rot decken - jedoch ....

Achtung: Wurf unglücklich ( -0,291)

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Zug Nr. 11:MLamote muss 25 spielen

• MLamote zieht 24/22*/17

Achtung: Wurf sehr glücklich ( +0,482)

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Zug Nr. 12:JG muss 53 spielen

• JG kann nicht ziehen

Achtung: Wurf unglücklich ( -0,134)

JG verbringt diesen und weitere Züge auf der Bar, Michel Lamote kann die Gelegenheit nutzen, um seine Steine ums Feld ins Haus zu bringen und das Match und den Turniersieg klar zu machen.

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Beide Kontrahenten haben in diesem letzten Spiel perfektes Backgammon gezeigt (beachte, daß die kleine Fehlerrate bei J.G. in der nachfolgenden Statistik nur durch die Fehlbewertung seines slotting-plays durch den GNU zustandekommt), so daß die Glücksrate in diesem Spiel den Ausschlag geben mußte.

Statistiken für Partie 1
Spieler	JG	MLamote
Chequerspiel-Statistiken
Züge insgesamt	6	5
Nichtforcierte Züge	5	5
nichtmarkierte Züge	0	0
Züge, die mit 'gut' bewertet wurden	6	5
Züge, die mit 'zweifelhaft' bewertet wurden	0	0
Züge, die mit 'schlecht' bewertet wurden	0	0
Züge, die mit 'sehr schlecht' bewertet wurden	0	0
Fehler-Rate (insgesamt)	-0,014 ( -0,282%)	+0,000
Fehler-Rate (pro Zug)	-2,8 ( -0,056%)	+0,0
Rating des Chequer-Spiels	Weltklasse	Überirdisch
Doppler-Statistiken
Alle Doppler-Entscheidungen:	1	1
Knappe oder tatsächliche Doppler-Entscheidungen	1	1
Doppel	1	0
Annahmen	0	1
Aufgaben	0	0
Verpasste Doppel (unter CP)	0	0
Verpasste Doppel (über CP)	0	0
Falsche Doppel (unter DP)	0	0
Falsche Doppel (über TG)	0	0
Falsche Annahmen	0	1 (-0,001 ( -0,005%))
Falsche Ablehnungen	0	0
Fehler-Rate (insgesamt)	+0,000	-0,001 ( -0,005%)
Fehler-Rate (pro Doppler-Entscheidung)	+0,0	-0,6 ( -0,005%)
Rating der Doppler-Entscheidungen	Überirdisch	Überirdisch
Gesamtstatistiken
Fehler-Rate (insgesamt)	-0,014 ( -0,282%)	-0,001 ( -0,005%)
Fehler-Rate (pro Entscheidung)	-2,4 ( -0,047%)	-0,1 ( -0,001%)
Gleichw. 'Snowie Error rate'	-1,3	-0,1
Rating (insgesamt)	Weltklasse	Überirdisch
Statistiken des Glücks
Würfe, die mit 'sehr glücklich' bewertet wurden	0	1
Würfe, die mit 'glücklich' bewertet wurden	0	0
Nichtbewertete Würfe	4	3
Würfe, die mit 'unglücklich' bewertet wurden	2	1
Würfe, die mit 'sehr unglücklich' bewertet wurden	0	0
Glücks-Rate (insgesamt)	-0,630 (-12,503%)	+0,408 ( +8,097%)
Glücks-Rate (pro Zug)	-105,0 ( -2,084%)	+81,6 ( +1,619%)
Glücks-Rate	Bleib im Bett	Du solltest sofort nach Las Vegas fliegen

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