Südbaden-Cup März 2013

Das zweite Turnier des Jahres fand ausgesprochen regen Anklang - mit 47 Teilnehmern in drei Spielklassen ein absoluter Teilnehmerrekord! Wir haben diesmal zwei Final-Matches, je eines bei den Intermediates und den Champions im Fokus:

Das Finale bei den Intermediates

Bei den Intermediates lieferten sich Martina Fischer und Alexander Thrum ein bis zum allerletzten Wurf spannendes Finalmatch:

Die Niederlage im crawford-Spiel konnte Alexander gerade abwenden. Im Match auf 7 Punkte steht der Doppler post crawford auf 2, es geht nun also um alles.

Beide Finalisten glänzen hiebei mit Joker-Würfen ...

Score: Weiß Martina Fischer 6 : 5 Alexander Thrum Rot ( Match auf 7 Punkte)

AThrumscore: 5
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
| ' '2X2O2X3X|   | '2X ' '3X3O|
|                   |   |                   |
|                 |   |       5 5       |
| ' ' '3O3O2O| 2 | '2O ' '1X2X|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MFischerscore: 6

Zunächst trumpft Martina auf, als sie mit ihrem Pasch-5 verhindert, daß Alexander mit seinem Hintermann entkommt, und gleichzeitig die ihrigen befreit 21/11*(2).

Alexander gelingt es nur mühsam wiedereinzuspielen. Martina hat in der Zwischenzeit einen weiteren homeboard-Punkt gebaut und hat nun in der folgenden Position eine 32 zu spielen:

AThrumscore: 5
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
| ' '2X '3X3X|   | '2X ' '2X2O|
|                   |   |                   |
|                 |   |       3 2       |
|1X '2O3O3O2O| 2 | ' '2O '1O2X|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MFischerscore: 6

Martina macht ihren nächsten homeboard-Punkt mit 5/2 4/2. Nach dem weiteren Spielverlauf ist sie danach sehr unglücklich mit sich und ihrer Zugausführung, weil nun Alexander seinerseits einen Joker auspackt...

ATrhumscore: 5
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
| ' '2X '3X3X|   | '2X ' '2X2O|
|                   |   |                   |
|       4 6       |   |                 |
|1X2O2O2O2O2O| 2 | ' '2O '1O2X|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MFischerscore: 6

24/14* !!

Doch wie ist angesichts dieses Tiefschlags der letzte Zug von Weiß zu bewerten!? Kann man da wirklich von einem Fehler sprechen ?

Weiss hat 32 zu ziehen

AThrumscore: 5
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
| ' '2X '3X3X|   | '2X ' '2X2O|
|                   |   |                   |
|                 |   |       3 2       |
|1X '2O3O3O2O| 2 | ' '2O '1O2X|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MFischerscore: 6

Drei Varianten stehen in der engeren Auswahl - jede hat ein Für und ein Wider:

  • 5/2 4/2 ist der perfekte Wurf, um den nächsten homeboard-Punkt zu schließen. Und den muss man schon auch haben. Bleibt die Lücke offen kann es später beim Hereinspielen oder Herauswürfeln zu bösen Unfällen kommen. Der Preis: eben jener unmittelbare 64-Jokerwurf für den Gegner.
  • 11/6 bringt den Einzelstein in Sicherheit und läßt keinen Trefferwurf für den Gegner stehen. Doch auch das zunächst vermeintlich sichere Spiel hat seinen Preis. Wenn man den Wurf jetzt nicht nutzt kann es passieren, daß man in der Folge keinen geeigneten Wurf mehr bekommt um die Lücke zu schliessen, wodurch dann beim Herausspielen böse Unfälle vorprogrammiert sind, die dann sogar direkte Trefferchancen lassen und nicht nur einen Kombinationswurf.
  • letztlich will auch der Midpunkt noch aufgelöst sein - und das bald! Und auch das geht schussfrei nur mit Würfen ohne 1 und ohne 6! Also könnte man den schönen Wurf 32 auch dafür sinnvoll verwenden: 13/11 13/10. Müsste aber auch wieder einen Joker-Treffer für den Gegner zulassen.

  • Alle drei Zugmöglichkeiten haben ihr Für und Wider! Also was tun ?
    Ein Computer-Rollout zur Klärung ergibt: Die drei Varianten schenken sich (bis auf wenige tausendstel) im Endeffekt nichts. Also am besten mal die Intuition walten lassen. Auf jeden Fall hat sich Martina spieltechnisch für ihren Zug nichts vorzuwerfen.

    Nach diesem herben Rückschlag versuchte Martina noch ihr bestes, um den geschlagenen Stein wieder ums Feld zu bewegen, und das Rennspiel hatte im Schlusswurf tatsächlich nochmal einen kleinen Spannungsmoment zu bieten:

    Alexander ist sichtlich erleichtert, daß er im letzten Wurf keine 21 bekommen hat....


    Das Finale Champions Main

    In der Champions-Division duellierte sich Bertram Wild mit Armin Fischer, der sich nach langer Turnier-Abstinenz wieder mal beim (Live-)Backgammon versuchte. Beide hatten sich im Halbfinale gegen sehr starke Gegnerschaft durchsetzen können - Armin gegen den SBC-Veteranen Claus Weissbarth und Bertram gegen den Frankfurter Profispieler Dirk Leinberger.

    Aus diesem Match haben wir zwei cube-Entscheidungen aufbereitet, die typischerweise gerne falsch gemacht werden, sowie ein hochdramatisches Schluss-Spiel beobachtet:

    Cube gegen Einzelstein

    Ein Einzelstein kann - im gegnerischen Lager ganz auf sich allein gestellt - oftmals in Bedrängnis geraten. Das Gefühl, sich gegen die drohende Übermacht nicht wehren zu können, führt im Falle eines gegnerischen Doppels häufig zur Resignation. Die vorhandenen Ressourcen werden dabei gerne unterschätzt. So auch in unserem Match - von beiden Kontrahenten:

    Zunächst zollt Armin Fischer der gegnerischen Übermacht zuviel Respekt:

    Weiss am Wurf - Doppler-Aktion?

    AFischerscore: 4
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    | ' ' '2X3X2X|   |2O3X ' '2X '|
    |                   | 1X|                   |
    |                 |   |       [2]       |
    | ' '2O2O '3O|   | '4O '1O1O2X|
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    BWildscore: 2

    Rot wurde im Aussenfeld geschmissen und hat getanzt - Bertram doppelt und Armin passt. Zu früh die Flinte ins Korn geworfen wie die Analyse zeigt (take 0,770 pass 1,000 +0,230)! Es ist gut sich zu merken: ein einzelner Stein ist quecksilbrig und glatt wie ein Aal. Selbst wenn Weiß einen weiteren Punkt baut, kann dieser Aal noch einspielen und über den letzten offenen Punkt durch die Maschen schlüpfen. Wonach Weiß in unserem Spiel in Schwierigkeiten kommt, weil er dann im Haltespiel festsitzt. Wichtig zu wissen: der einzelne Stein ist - wenngleich er sich so fühlen mag - nicht auf sich allein gestellt! Er genießt hier gute Rückendeckung von zu Hause - durch das eigene starke homeboard, welches ihm vor allzu offenen gegnerischen Angriffen Schutz gewährt bzw. ihm die Möglichkeit bietet schmerzhaft zurückzubeißen!

    In einer ganz ähnlichen Situation lässt sich aber auch Bertram Wild zu früh rausbluffen:

    Rot am Wurf - Doppler-Aktion?

    AFischerscore: 4
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    |1O ' ' '2X4X|   |2X2X1X ' '5O|
    |                   |   |                   |
    |       [2]       |   |                 |
    | '1O2O2O2X2O|   | '2O ' ' '2X|
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    BWildscore: 3

    Auch hier sieht sich Bertram als Gedoppelter mit seinem weißen Einzelstein auf sich allein gestellt im roten Lager auf verlorenem Posten und passt. Doch auch in diesem Fall sind die Chancen mehr als ausreichend für ein take ( take 0,760 pass 1,000 +0,240) . Worin bestehen denn die Ressourcen für ein take? Selbst wenn der Gegner die Blockade mit einer 4 oder 52 ausbauen kann, führt immer noch ein Weg hinaus, wenn es nur gelingt, den straggler an die Vorderkante der Blockade zu spielen. Und auch dabei gilt: Das eigene starke homeboard schützt aus der Ferne den Einzelkämpfer dann vor Angriffen (wichtige Voraussetzung für ein take!). Aber selbst wenn man mit dem backchecker hängen bleibt: für den Gegner, der auch noch auf seinem Anker festhängt, tickt ebenfalls die Uhr! Ohne Pasch muss er dann entweder die Frontposition allmählich aufweichen oder er riskiert einen heftigen Vergeltungsschlag, wenn er irgendwann vom Anker gezwungen wird.

    Armin Fischer konnte sich im Verlaufe des 13-Punkte Matchs eine eigentlich komfortable 11:7-Führung herausspielen - trotzdem wurde die ganze Sache im letzten Spiel durch einige Doppel-4en und einem Doppler auf 4 nochmal ausgesprochen spannend...

    zunächst mal muss sich Armin an die Nase fassen, warum er in diesem letzten Spiel überhaupt gedoppelt hat, statt die restlichen zwei nötigen Punkte mit einem Gammon einzufahren. Klar das Bertram automatisch auf 4 zurückdoppelt...

    AFischerscore: 11
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    |1X '2X '2X3X| 4 |2X1X ' ' ' '|
    |                   |   |                   |
    |                 |   |       4 4       |
    | '1X '3O '3O|   |1X5O ' '1O2X|
    |                   | 3O|                   |
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    BWildscore: 7

    .... um dann mit einem Pasch-4 wieder ins Spiel zu kommen bar/21(3)/17*!

    Der ebenfalls Pasch-4 von Armin ist daraufhin weit weniger lustig ...

    AFischerscore: 11
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    |1X '2X2O2X3X| 4 |2X1O ' ' ' '|
    |                   | 1X|                   |
    |       4 4       |   |                 |
    | '1X '3O '3O|   |1X5O ' '1O2X|
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    BWildscore: 7

    AFischer kann nicht ziehen

    AFischerscore: 11
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    |1X '2X2O2X3X| 4 |2X1O ' ' ' '|
    |                   | 1X|                   |
    |                 |   |       1 1       |
    | '1X '3O '3O|   |1X5O ' '1O2X|
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    BWildscore: 7

    Bertram legt auch gleich nochmal nach - mit einem Pasch-1: 8/7*/5 6/5

    Armin kann danach mit 41 nur einen der beiden Steine von der bar einspielen. Jetzt droht in einem einzigen teuren Spiel für 4 oder sogar 8 Punkte das komplette Match zu kippen...

    Erneut macht Bertram eine Doppel-4 und hat nun wohl den schwierigsten Zug des ganzen Matches zu spielen:

    AFischerscore: 11
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    |1X '2X2O2X3X| 4 |2X1O ' ' ' '|
    |                   | 1X|                   |
    |                 |   |       4 4       |
    |1X1X '3O2O2O|   | '4O ' '1O2X|
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    BWildscore: 7

    Nach reiflicher Überlegung wählt Bertram 21/17 21/9. Er befreit die Hintermänner und bereitet den Ausbau der Blockade vor. Dieser Zug bietet Weiß auf jeden Fall die besten Gewinnchancen. Hier gibt es aber noch ein weiteres Kriterium für die Zugauswahl zu berücksichtigen! Wenn es gelingt den Gegner gammon zu spielen hat man auf einen Schlag 8 Punkte und das komplette Match gewonnen !! Der Zug mit der höchsten Gammonausbeute ist zweifellos der Doppelshift 6/2*(2) 5/1*(2) !, wonach der Gegner 3 Steine auf der bar hat. Man opfert dafür die hohen homeboard-Punkte. Wenn der Gegner hoch einspielt kann man evtl pick&pass machen, um weiter Zeit zu gewinnen. Aber man riskiert natürlich viel, falls es dem Gegner doch gelingt, hoch zu ankern. Es zeigt sich aber im Rollout, daß die Risiko-Relation das shift-play rechtfertigt - die Chance, den Gegner gammon zu spielen liegt dann bei über 40%! (Ein Kompromiss zwischen beiden Zügen, wenn man nicht alles auf eine Karte setzen will, bestünde darin, 17/1* zu spielen. Auch dadurch kann man seine Gammon-Ausbeute steigern, ohne ganz so viel zu riskieren.) Alle drei Spielweisen sind knapp beieinander; welchen Zug man letztlich wählt hängt somit nicht nur von der statistischen Gewinnerwartung sondern auch von der eigenen Risikobereitschaft und von den äußeren Begleitumständen ab (siehe die Ausführungen zum Doppel von Matthias Krings in unserer Januar-Reportage).

    Nun gelingt es Armin mit einem Joker von der bar, den Kopf gerade noch mal aus der Schlinge zu ziehen:

    AFischerscore: 11
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    |1X '2X '2X3X| 4 |2X2O ' ' ' '|
    |                   | 1X|                   |
    |       3 6       |   |                 |
    |1X1X '3O2O2O|   | '4O1O '1O2X|
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    BWildscore: 7

    bar/16* !!

    Bertram vermag nach diesem Rückschlag zwar noch zu ankern, doch er kann nicht mehr verhindern daß sein Gegner in der Zwischenzeit mit seinen Steinen entkommt.

    Wundersamerweise, so als ob Fortuna für ihr großzügiges 63-Geschenk zum Ausgleich noch einen Zoll von Armin fordern wollte, beschert sie ihm kurz darauf erneut eine 63, um ihn nochmals zu prüfen...

    AFischerscore: 11
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    |2X '2X2O3X4X| 4 |2X2O ' ' ' '|
    |                   |   |                   |
    |       3 6       |   |                 |
    | '3O1O3O2O2O|   | ' ' ' ' '2X|
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    BWildscore: 7

    Nach 13/7 6/3 (gut gespielt von Armin - er investiert zwar etwas mehr an Treffern als mit 7/1 6/3, aber bezahlt nur einmal und löst so sein Stellungsproblem) bekommt also auch Bertram noch mal eine Chance, die er jedoch nicht mehr zu nutzen vermag:

    AFischerscore: 11
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    |2X '3X2O3X3X| 4 |3X2O ' ' ' '|
    |                   |   |                   |
    |                 |   |       2 2       |
    | '3O1O3O2O2O|   | ' ' ' ' '1X|
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    BWildscore: 7

    Armin Fischer gibt sich danach keine weitere Blösse mehr und gewinnt somit das zweite SBC-Turnier 2013.