Südbaden-Cup 4. Mai 2013

Am ersten frühlingshaften Sonntag im Mai durfte endlich wieder das Spielen im Freien genossen werden. Wir konnten neben ein paar Sonnenstrahlen auch wieder einige interessante Spiele einfangen.

Das Intermediate Finale

Das Finale bei den Intermediates war diesmal ein reines Ladie's Final: Hier lieferten sich Jette Pedersen und Martina Fischer, die schon das letzte Mal das Finale erreicht hatte, ein ausgeglichenes und bis zum letzten Wurf offenes Gefecht. Jette zog dabei in dem 7-Punkte-Match knapp den kürzeren, denn sie hatte an einigen 62en etwas zu knapsen:

Rot hat 62 zu ziehen

JettePedersenscore: 4
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
| ' ' '2X2X '|   |3X1O3X3X ' '|
|                   |   |                   |
|       2 6       | 1 |                 |
| ' ' ' ' '3O|   |4O3O2X '3O1O|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MartinaFischerscore: 3

Das strategische Ziel das Rot hier verfolgt, ist es, den letzten weißen Stein am Heimweg zu hindern, weil Weiß sonst mit seinem 20-pip-Rennvorsprung ein fast gewonnenes Spiel erlangt. Doch da hat Jette die erste 62, die ihr sehr zu schaffen macht. Weder kann sie damit etwas bauen noch picken oder attackieren. Der Not gehorchend spielt sie 8/6 8/2, woran natürlich nichts auszusetzen ist. Wenn man mit Rot stattdessen sein strategisches Ziel - den Gegner am Heimweg zu hindern - weiterverfolgen wollte, müsste man schon zu einem aussergewöhnlichen Mittel greifen, aber das wäre nur etwas für die besonders Mutigen - und zwar mit 21/13 das Außenfeld ergreifen und so die Kontrolle über den gegnerischen Fluchtweg erlangen. So ein Aufgeben des Ankers kann aber nun mal auch leicht nach hinten los gehen! Weil man aber wie gesagt mit 20 pips Rückstand eh nicht mehr viel zu verlieren hat und der Gegner selber noch ein blot im Haus hat, wäre es ein gerade noch vertretbares Risiko.

Weiss hat 54 zu ziehen

JettePedersenscore: 4
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| ' ' '2X ' '|   |4X1O3X3X1X '|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |       4 5       |
| ' ' ' ' '3O|   |4O3O2X '3O1O|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MartinaFischerscore: 3

Nach Jettes 8/6 8/2 war es ein leichtes für Martina zu entkommen. Nachdem sie ihren Hintermann in Sicherheit gebracht hatte konnte sie das Spiel für sich entscheiden.

- - -

Schliesslich erreichten die beiden Kontrahentinnen beim Stande von 6:6 den double match point. Und da sah es zunächst alles andere als rosig für Martina aus. Bis ....

Rot hat 62 zu ziehen

JettePedersenscore: 6
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
| ' ' ' ' '2X|   |4X3X3X3X1O '|
|                   |   |                   |
|       2 6       | 1 |                 |
| ' ' ' ' ' '|   |2O2O2O2O4O2O|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MartinaFischerscore: 6

Martina als Weisse sieht sich einer 15:1 Übermacht in der Höhle des Löwen gegenüber. Doch schon wieder bekommt Jette mit der 62 den Wurf, den sie überhaupt nicht gebrauchen kann und muß mit 7/5 7/1 ihre Gegnerin freilassen.

Weiss hat 65 zu ziehen

JettePedersenscore: 6
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| ' ' ' ' ' '|   |4X4X3X3X1O1X|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |       5 6       |
| ' ' ' ' ' '|   |2O2O2O2O4O2O|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MartinaFischerscore: 6

Da lässt sich Martina nicht zweimal bitten. Mit 7-Meilen-Stiefeln eilt sie ums Feld und hat anschliessend beim Herauswürfeln das glücklichere Händchen. Spiel, Satz und Sieg Martina Fischer.


Martina hat gut lachen


Das Finale Champions Consolation

Im Consolation-Finalmatch bei den Chapmions begegneten sich Bruno Kürsteiner (Kloten, CH) und Werner Frey. Auch hier wurde das 11-Punkte-Match gegen Ende noch mal richtig spannend.

Für unsere Match-Analyse haben wir hier zwei vergleichende Positionen zur immer wieder interessanten Frage pay now or pay later aufbereitet.

Werner Frey lag in dem Match auf 11 deutlich in Führung, aber beim Stand von 5:9 konnte der Schweizer mit einem gelungenen coup den Anschluss wiederherstellen:

Score: Bruno Kürsteiner, Weiss 5 : 9 Werner Frey, Rot ( Match auf 11 Punkte)

BKuersteiner hat 52 zu spielen

WFreyscore: 9
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
| '1X2X3X '4X| 2 |1X ' ' ' '2O|
|                   |   |                   |
|                 |   |       2 5       |
|2O2O3O2X2O2O|   |2O ' ' ' '2X|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
BKuersteinerscore: 5

Weiß könnte seinen Zug völlig sicher spielen und mit 7/5 7/2 zwei Steine in die Garage parken. Bruno entscheidet sich aber dafür, den Stier gleich bei den Hörnern zu packen und zieht 13/6 !
Ausgezeichnet gespielt:

  • Weiß hat großen Rennvorsprung und muß daher versuchen, die Zelte abzubrechen.
  • des Gegners homeboard ist noch nicht bereit und bietet einen möglichen Rücktreffer.
  • das eigene homeboard hat maximale Stärke, würde sich aber durch weiteres Zuwarten im Gegensatz zu dem des Gegners allmählich wieder verschlechtern.
  • Wenn Rot seine Chance nicht trifft, hat Weiß es so gut wie geschafft; der letzte weiße Stein braucht nur noch 6 pips bis ans rettende Ufer.
  • Einen weiteren positiven Begleiteffekt von Bruno's Zug sehen wir im darauffolgenden dramatischen Partieverlauf:

    nach Bruno's 13/6: WFrey hat 21 zu spielen

    WFreyscore: 9
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    | '1X2X3X '4X| 2 |1X ' ' ' '1O|
    |                   |   |                   |
    |       1 2       |   |                 |
    |2O2O3O2X2O3O|   |2O ' ' ' '2X|
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    BKuersteinerscore: 5

    Zunächst ein Traumwurf für Rot: Werner kann ein hit&cover spielen 13/12* 4/2

    darauf jedoch ein nicht minder traumhafter Wurf für seinen Gegner:

    BKuersteiner hat 52 zu spielen

    WFreyscore: 9
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    | '2X2X2X '4X| 2 |1X ' ' ' '1X|
    |                   |   |                   |
    |                 |   |       2 5       |
    |2O2O3O2X2O3O|   |2O ' ' ' '1X|
    |                   | 1O|                   |
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    BKuersteinerscore: 5

    Der Klotener wird für sein mutiges Spiel im Zug zuvor von Fortuna nun doch noch belohnt: bar/18* !

    WFreyscore: 9
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    | '2X2X2X '4X| 2 |1O ' ' ' '1X|
    |                   | 1X|                   |
    |       1 5       |   |                 |
    |2O2O3O2X2O3O|   |2O ' ' ' '1X|
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    BKuersteinerscore: 5

    Nachdem es Werner Frey nicht gelingt, wieder einzuspielen, vermag Bruno einen weiteren Stein einzusammeln. Der Lohn für den provozierten Schlagabtausch ist nun ein Gammon für vier Punkte - und das Match ist plötzlich wieder offen!


    hochkonzentrierter dmp zu vorgerückter Stunde

    Im sich anschliessenden dmp wollte auch Werner Frey sich in einer pay now or pay-later-Situation nicht lumpen lassen:

    WFrey hat 43 zu spielen

    WFreyscore: 10
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    | '2X '2X2O4X|   | '3X ' '2X3O|
    |                   |   |                   |
    |       3 4       | 1 |                 |
    | ' '1O '2O4O|   |2X3O ' ' ' '|
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    BKuersteinerscore: 10

    Werner entscheidet sich als Roter ebenfalls dafür, den Anker zu lichten und versucht 18/11. Diesmal läßt sich das volunteer-play durch die Computer-Analyse jedoch nicht so ganz untermauern. Worin bestehen die Unterschiede zum ersten Beispiel zu Bruno's Zug?

  • Auch hier der hohe Rennvorsprung (+22), der aber nur realisiert werden kann wenn man nicht mehr auf dem Anker festhängt.
  • die weiße homeboard-Schwäche, das stärkere rote homeboard im zu erwartenden Schlagabtausch begünstigt auch hier den mutigen Zug.

  • jedoch:
  • im Moment ist noch genug Zeit für Rot, um auf einen Pasch zu warten; Gelegenheit, um in der Zwischenzeit am homeboard weiterzuarbeiten.
  • Wird man beim ersten mal nicht getroffen, so ist der letzte Stein sehr viel schwerer zu sichern; nur die 7, die 10, die 12 bringen ihn ans rettende Ufer, meist jedoch muss man ein zweites mal antreten.
  • nach 18/11. BKürsteiner hat 53 zu ziehen

    WFreyscore: 10
    +-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
    | '2X '2X2O4X|   | '3X ' '3X3O|
    |                   |   |                   |
    |                 | 1 |       3 5       |
    | ' '1O '2O4O|   |1X3O ' ' ' '|
    +--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
    BKuersteinerscore: 10

    Allerdings ging Werners Rechnung in diesem Fall auf, da es Bruno weder unmittelbar noch im darauffolgenden Wurf (nach einer 65 von Werner) gelang, den freiwillig exponierten Stein zu treffen, wonach es Werner Frey gelang, seinen Rennvorsprung sicher ins Ziel zu schaukeln und so das Match siegreich zu beenden.


    Das Finale Champions Main

    Das Champions Finale wurde zwischen Hermann Frei aus Basel und Matthias Krings aus Karlsruhe ausgetragen. Der amtierende Südbaden-Meister scheint sich die neue Regeländerung bezüglich der Jahres-Ranglisten-Wertung zu Herzen genommen zu haben (für gewonnene consolation-Matches ein Punkt weniger) und schickt sich dieses Jahr an, die Ranglisten-Punkte im main statt in der consolation zu sammeln.

    Auch beim main-Final-Match vermochte der Titelverteidiger zu überzeugen. Mehrfach gelang es ihm, die vorteilhaften Positionen und cubes seines Gegners mit einer Backgame-Strategie zu wenden. So wurde das Match letztlich eine klare Angelegenheit zugunsten von Matthias Krings, womit er auch in der Jahreswertung wieder vorne liegt.


    Matthias stellt seinen Gegner vor Probleme

    Eines dieser erwähnten Backgames haben wir beobachtet und dabei genauer unter die Lupe genommen:

    Score: Hermann Frei,Weiss 3 : 1 Matthias Krings, Rot ( Match auf 13 Punkte)

    Hermann Frei muss gegen das 32-Backgame des Karlsruhers ankämpfen.

    Weiss hat 65 zu ziehen

    MatthiasKringsscore: 1
    +-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
    | ' ' ' ' '2X|   |2X2X3X ' ' '|
    |                   |   |                   |
    |                 |   |       5 6       |
    | ' ' ' '2O2O| 2 |5O3O2O4X2X1O|
    +-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
    Hermann Freiscore: 3

    Die 65 des Baselers ist erzwungen; Hermann muß nach 7/1 6/1 beim Hereinspielen einen blot offenlassen.

    Auch Matthias hat nun eine 65 und seine Backgame-Strategie scheint Früchte zu tragen.

    Diese Stellung finden wir bemerkenswert, so daß wir den Spielverlauf mal aussen vor lassen und stattdessen diesmal das ganze als Quiz für unsere Leser präsentieren wollen:

    Rot hat 65 zu ziehen

    MatthiasKringsscore: 1
    +-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
    | ' ' ' ' '2X|   |2X2X3X ' ' '|
    |                   |   |                   |
    |       5 6       |   |                 |
    | ' ' ' '2O1O| 2 |4O3O2O4X2X3O|
    +-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
    Hermann Freiscore: 3

    Hier also die Quizfrage für unsere Leser:
    Wie soll Rot seine 65 am besten spielen?

    Antworten dürfen geschickt werden an die Südbaden-Cup-mail-Adresse suedbadencup@web.de (Kennwort "Quiz").

    Gerne mit Begründung; wer will kann aber auch einfach nur raten und blos seinen Zug mit in die Verlosung bringen.
    (so erhoffen wir uns ein wenig Rückmeldung, ob und wie sehr unsere Artikel auf interessierte Leserschaft stoßen).

    Die Auflösung (voraussichtlich untermauert mit einem 4ply-exTremeGammon-Rollout von Bertram Wild) gibt's dann in Kürze hier.