Südbaden-Cup November 2013

Das letzte Turnier des Jahres am 17.11. brachte abschließend nochmal spannende Begegnungen. Ging es doch nicht nur um ein traditionell am letzten Termin erhöhten Preispool sondern auch noch um den Jahrespool und um die Jahresgesamtwertung. Wenngleich dort bei den Intermediates Martina Fischer und bei den Champions Matthias Krings einen komfortablen Vorsprung hatten, war hier zumindest theoretisch noch nicht alles entschieden. Aber vor allem um die zweiten Plätze in der Gesamtwertung wurde noch hart gekämpft, was zu aktionsreichen Spielen führte.


Das Champions Main - Halbfinale

In doppelter Hinsicht spannend war das Halbfinale zwischen Werner Frey und Michael Schoppmeyer. Denn es ging in diesem Match nicht nur um den Final-Einzug, sondern auch noch um den zweiten Platz in der Jahresgesamtwertung, welcher sich im direkten Vergleich zwischen beiden Kontrahenten entscheiden würde.

Im Match auf 9 sah es dabei zunächst alles andere als gut aus für Werner, nachdem Michael 3:0 in Führung gehen konnte und dann im dritten Spiel sicher Werners 1-4-Backgame umschiffen konnte. Beim Herauswürfeln gelang es zunächst, die beiden hohen Punkte sicher zu klären und auch gegen das verbleibende Rest-1-Punkt-Spiel konnte man unbehelligt herausspielen bis Werner erst den allerletzten checker von Michael treffen und ausschließen konnte. Zumindest hatte er so das Gammon oder gar das Backgammon für 6 Punkte und den Matchverlust vermieden - die Gewinnchancen gegen einen allerletzten Stein betragen aber selbst nach einem closeout gerade mal noch 8%.

WFreyscore: 0
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1X1X2X ' ' '| 2 | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|       [4]       |   |                 |
| ' ' ' ' ' '|   | ' ' '1O ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 3

Allerdings ließ sich der Autor beim Wiedereinspielen seines allerletzten Steines von der bar Ewigkeiten Zeit, während Werner wütend herausspielte was ging - ungeachtet irgendwelcher Treffer-Risiken. Wonach sich zu guter Letzt die folgende nicht-alltägliche Position ergab:

Score: Michael Schopmeyer Weiss 3 : 0 Rot Werner Frey ( Match auf 9 Punkte)

Werner Frey redoppelt auf 4

WFreyscore: 0
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|1X1X2X ' ' '| 2 | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|       [4]       |   |                 |
| ' ' ' ' ' '|   | ' ' '1O ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 3

Zweiwurf-Positonen sind erschöpfend erforscht. Es gibt eine Handvoll auch bildlich leicht zu merkender Zweiwurf-Referenzstellungen, die es auswendig zu lernen lohnt. Aus denen lassen sich dann praktisch alle anderen Zweiwurf-Stellungen ableiten, um dann zu den richtigen Doppel- oder take/pass-Entscheidungen zu kommen.
Mit etwas Erfahrung und Mühe kann man Zweiwurf-Positionen aber auch otb ausrechnen, wenn man grad keine passende Referenzstellung parat hat (immerhin befindet man sich als Weißer in unserem nicht-alltäglichen Beispiel nicht im Heimfeld!). Die Gewinnchance für Weiß in der obigen Position berechnet man dann wie folgt:
Als Weißer verfügt man in der obigen Position noch über zwei Chancen: die Chance auf einen guten Schlusswurf sowie die Chance, daß Rot an zwei Einsen scheitert (oder an 2, 21). Weiß hat für den Schlusswurf 8 Gewinnwürfe: die Kombinationen 64 und 65 sowie die vier hohen Päsche, also 8/36 = 22%; allerdings darf Rot nicht schon vorher mit Pasch ausmachen, damit man überhaupt nochmal drankommt (32/36). Die Chance für den Schlusswurf reduziert sich dadurch nochmal leicht und beträgt ca. 20%. Die Chancen, daß Rot zweimal eine eins macht, liegt bei 9% (30% x 30%); allerdings kann Weiß auch dann theoretisch noch scheitern, wenn er selber zweimal hintereinander sehr klein würfelt. Somit reduziert sich auch diese Chance noch um etwa ein zehntel und liegt dann bei ca. 8%. Die Überschneidung beider Ereignisse, welche man bei der Addition der zwei Chancen strenggenommen noch abziehen müsste rechnen wir auf mit der kleinen Zusatzchance, welche sich durch die Wurffolge 2,21 beim Gegner ergibt (beides liegt bei nur ca 1,5% und rechnet sich gegenseitig auf). Die weißen Gewinnchancen in der obigen Position liegen somit bei 20% + 8% = 28%, normalerweise also reichlich genug für ein take. Bei einer 3:0-Führung im Match ist es allerdings etwas heikler, ein 4er-Spiel zu riskieren. Michaels take ist aber auch bei diesem score gerade noch gerechtfertigt.

Score: Weiss 3 : 0 Rot ( Match auf 9 Punkte)
Doppler-Entscheidung
4-Ply Gewinnerwartung ohne Doppler +0,436(Money: +0,436)
 0,718 0,000 0,000 - 0,282 0,000 0,000
Gewinnerwartungen mit Doppler:
1.Doppel, Annahme +0,966 
2.Doppel, Aufgabe +1,000 +0,034
3.Kein Doppel +0,548 -0,418
Richtige Doppler-Aktion:Redoppel, Annahme

An seiner ersten Chance scheitert Michael daraufhin nur knapp: nach Werners 41 macht er die 54.

WFreyscore: 0
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
| '1X1X ' ' '|   | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       4 5       |
| ' ' ' ' ' '| 4 | ' ' '1O ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 3

Doch die zweite Chance greift: Werner macht erneut eine 1.

WFreyscore: 0
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
| '1X1X ' ' '|   | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|       1 6       |   |                 |
|1O ' ' ' ' '| 4 | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 3

Von diesem herben Rückschlag konnte sich Werner Frey nicht mehr erholen, so dass der Autor den Kampf um die Vize-Jahreswertung für sich entscheiden und ins Finale einziehen konnte. Dort traf er auf die "number one" Matthias Krings aus Karlsruhe, dem es gelungen war, im anderen Halbfinal Klaus Jochim zu überwinden.


das "Triumvirat" (Matthias Krings, Werner Frey, Michael Schoppmeyer)


Das Finale Champions Main

Auch im sich anschließenden Finalmatch gegen Matthias Krings sah sich der Autor mit recht schwierigen Cube-Entscheidungen konfrontiert.

Score: Michael Schoppmeyer (Weiss) 1 : 7 (Rot) Matthias Krings ( Match auf 13 Punkte)

Weiss am Wurf - Doppler-Aktion?

MKringsscore: 7
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|3X3X2X2X2X1X|   | ' '1X ' '2O|
|                   |   |                   |
|                 |   |       [2]       |
|1O2O2O3O3O2O|   |1X ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 1

Die erste Doppelsituation ist noch eine Standardsituation. Matthias wurde in einem bar-Punkt-Haltespiel soeben mit einer 63 vom Anker gezwungen und Michael doppelt jetzt. Gewinnchancen für Weiß zwar unter 65% wegen des leicht schlechteren pipcounts, doch die Stellung ist volatil wie man sagt. d.h. sehr viel hängt nun am nächsten Wurf. Nach einem Treffer gäbe es für Weiß mit dem Doppler nichts mehr groß zu ernten.

Matthias akzeptiert, da sein Gegner nicht Favorit ist zu treffen und er im nicht-Treffer-Fall ein chancenreiches Rennspiel bekommen kann

MKringsscore: 7
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|3X3X2X2X2X1X| 2 | ' '1X ' '2O|
|                   |   |                   |
|                 |   |       2 5       |
|1O2O2O3O3O2O|   |1X ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 1

und tatsächlich verpasst Weiß und muß die 52 nun tatenlos in seinem homeboard spielen.

Das sich anschließende Rennspiel gestaltet sich dann recht günstig für den Karlsruher, und schließlich ergibt sich das folgende bearoff:

MiS hat 54 zu ziehen
MKringsscore: 7
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
| '1X1X2X '1X| 2 | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       4 2       |
|2O '3O1O1O '|   | ' ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 1

Michael kann nur einen Stein abtragen - 4/off - und muss nun überlegen, was er mit der 2 machen soll. Wäre man vorne im Rennen (sprich: Rot hätte noch 10-11 pips mehr herauszuspielen), dann wäre 3/1 der richtige Zug - Weiß sichert sich so dann gegen schlechte Würfe (zuviele 1en) ab. Weil man aber hinten ist, braucht man sich nicht gegen 1en zu versichern - mit lauter 1en kann man dann eh nichts mehr reißen. Wichtiger ist es da, die guten Würfe zu stärken. Michael spielt 5/3 und stärkt sich so die 43, die sonst nicht zwei herauspielt, sowie den Pasch-3 als Joker.

MKrings am Wurf - Doppler-Aktion?
MKringsscore: 7
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
| '1X1X2X '1X| 2 | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |                 |
|2O '4O ' ' '|   | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 1

Matthias ist nun bereits deutlicher Favorit (fast 72% laut bearoff-Datenbank) und hätte normalerweise somit ein starkes Redoppel. Bei einer 7:1-Matchführung ist er aber gut beraten, den Ball flachzuhalten; Weiß würde nur allzugerne mit einem 4er- oder 8er-Spiel wieder den Anschluß im Match finden - daher kein Redoppel.

MKrings hat 31 zu ziehen
MKringsscore: 7
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
| '1X1X2X '1X| 2 | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |                 |
|2O '4O ' ' '|   | ' ' ' ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 1

Nun schwächelt Matthias mit seiner 31 und nimmt nur einen checker heraus: 4/off.

MiS hat 62 zu ziehen
MKringsscore: 7
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
| '1X1X1X '1X| 2 | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       2 6       |
|2O '4O ' ' '|   | ' ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 1

nicht minder jedoch der Autor, dem die 2 an dieser Stelle potentiell einen vollen Wurf kostet...

MKrings am Wurf - Doppler-Aktion?
MKringsscore: 7
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
| '1X1X1X '1X| 2 | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|       [4]       |   |                 |
|3O '2O ' ' '|   | ' ' ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 1

Nun kann auch Matthias nicht mehr länger an sich halten und redoppelt.

Rot hat in drei Würfen nur noch 15 pips herauszuspielen. Die take-pass-Grenze mit einer 3-Wurf-Position liegt bei 16 Gegner-pips, um eine reelle zweifach-Chance (selber den Pasch oder der Gegner sehr schlecht) zu haben. Erschwerend kommt hinzu, daß bei der weißen 3-Wurf-Position der Pasch-2 im Augenblick noch stumpf ist, und auch der Pasch-1 die Wende nicht garantiert. Die roten Chancen liegen laut bearoff-database bei 80% und das Redoppel ist sehr stark. Normalerweise müßte Weiß passen. Hier gilt es aber den Matchscore mit einzubeziehen. Bei einem 7:1-Rückstand hat man nicht mehr viel zu verlieren und muß höheres Risiko gehen, um das Match noch zu drehen. Michael akzeptiert nach längerem Überlegen, was in der Analyse auch gerechtfertigt ist; zu passen wäre laut GNU bei diesem score ein 0,200 blunder.

Im Gegensatz zum Halbfinalmatch gegen Werner stellt sich diesmal aber weder der rettende Pasch für den Autor noch die 1er-Serie beim Gegner ein.
Nach weiteren vier Punkten für Matthias sieht also bei 11:1 alles nach einer klaren Vorentscheidung aus.

Tatsächlich gelingt es Michael aber, durch aggresives Doppeln und Spiel auf Gammon, das Match in den darauffolgenden Spielen zu verkürzen und schließlich auf 11:11 zu egalisieren.

Im resultierenden dmp scheint das Momentum für den Autor auch weiterhin anzudauern, bis...

Score: Michael Schoppmeyer (Weiss) 11 : 11 (Rot) Matthias Krings ( Match auf 13 Punkte)

MiS hat 52 zu ziehen
MKringsscore: 11
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2X1O4X2X2X2X|   |2O ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       2 5       |
|2X '2O4O3O2O| 2 |1O ' '1X ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MiSscore: 11

Nicht ganz trivial, was man hier spielen soll. Michael entscheidet sich für 23/18 7/5, um den letzten Stein aus der Höhle des Löwen zu retten. Besser ist aber doch 7/2 4/2, da dann die eigene Löwenhöhle stärker als die des Gegners wird (5er-Haus plus 5er-Prime) und man so zwei Beutetiere nachhaltig festhält.

MKringsscore: 11
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2X '4X2X2X2X|   |3O ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|       6 6       |   |                 |
|2X '2O4O4O2O| 2 | ' ' '1X ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 11

letztlich war es aber egal, was man spielte, denn Matthias gelang es, sich mit einem Pasch-6 gänzlich aus den Klauen zu befreien 24/12(2), gefolgt von einem Pasch-3, um so das Match doch noch siegreich zu beenden.


Quizaufgabe

Als Quizaufgabe gibt es hier noch ein nicht ganz untypisches Checkerplay-Problem aus einer frühen Partie des Matches, welches Matthias Krings zu bewältigen hatte.

Rot hat 54 zu ziehen

MKringsscore: 3
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2O2X2X1O2X3X|   | '2X ' '1X '|
|                   |   |                   |
|       4 5       |   |                 |
| '1X3O3O2O2O| 2 |1X2O1X ' ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MiSscore: 1

Matthias freut sich zwar über die 5, aber es bleibt da noch die 4 zu ziehen...

Was ist richtig und warum?

  • a.) 23/18 6/2. Nachdem die 5 geglückt ist, ist man klar im Vorteil. Doch der Gegner hat ein starkes homeboard. So bietet man ihm die wenigsten blots und die minimale Trefferfläche.
  • b.) 23/18 8/4*. Wenn es eh schon nicht sicher geht soll es sich wenigstens lohnen, wenn der Gegner verpasst.
  • c.) 23/18 16/12. So läßt man keinen direkten Treffer stehen sondern nur indirekte und alle Steine bleiben als builder im Spiel.
  • d.) 23/18 11/7. Rot dupliziert die 3 zum schlagen, die der Gegner auch zum ankern bräuchte.
  • Euer Zug?

    Einsendungen mit eurer Lösung - a.), b.), c.) oder d.) - gerne auch mit Kommentar versehen (aber nicht erforderlich), sowie einer "Ehrenerklärung", selber geraten und nicht den Computer befragt zu haben, könnt ihr mailen an suedbadencup@web.de , Betreff "Quiz".
    Unter den richtigen Einsendern steht ein Freistart für einen warm-up one-pointer bei einem der nächsten Turniere zur Verlosung.

    Die Auflösung und Bekanntgabe demnächst hier