Südbaden-Cup Januar 2015

Mit neuem Schwung ins Neue Jahr startete der Südbaden-Cup gleich am 11.Januar in seine einundzwanzigste Saison.

Die Champions Consolation

Bei den Champions gelang es dem Vorjahressieger Claus Weissbarth bereits im ersten Turnier gut zu punkten und 35 Ranglistenpunkte für die anvisierte Titelverteidigung sammeln.

Im Halbfinale der Consolation vermochte er den Autor in die Schranken zu verweisen; im anschließenden Finalmatch konnte er sich gegen Michael Kartmann, Saarbrücken, durchsetzen.

bar-Punkt-Haltespiel

Eine häufig wiederkehrende Standard-Doppelsituation, die es sich daher lohnt zu kennen, ergab sich in besagtem Halbfinalmatch gegen den Autor.

Score: Michael Schoppmeyer (Weiss) 1 : 4 (Rot) Claus Weissbarth ( Match auf 7 Punkte)

Rot hat 62 zu ziehen

CWeissbarthscore: 4
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|2O ' ' ' ' '|   |2X3X2X2X2X2X|
|                   |   |                   |
|       2 6       | 1 |                 |
| ' ' ' ' '2X|   |2O2O2O3O4O '|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 1

Im bar-Punkt-Haltespiel wird Claus zuerst mit der 6 in den Schuß gezwungen. Wie gestaltet sich nach 18/10 nun das richtige Doppler-Spiel ?

Weiss am Wurf - Doppler-Aktion?

CWeissbarthscore: 4
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|2O '1X ' ' '|   |2X3X2X2X2X2X|
|                   |   |                   |
|                 |   |       [2]       |
| ' ' ' ' '1X|   |2O2O2O3O4O '|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 1

• Michael doppelt auf 2

Die weiße Schlagdrohung kann angesichts des starken Gegnerhauses den Spieler der roten Steine leicht entmutigen. Die Flinte gleich ins Korn zu werfen und zu passen ist jedoch verkehrt. Die Verteilung der Würfe ergibt, dass Weiß 17 Chancen hat zu treffen und demnach 19 Würfe, die verpassen, wonach sich ein mögliches Rennspiel noch völlig offen gestalten kann.
Natürlich ist die Sachlage komplizierter: Verpasst Weiß seine erste Chance, hat Rot 16 von 36 Würfe, mit denen er den blot nicht sichern kann (11,21,31,41,32,51,42,22,33,66), so dass Weiß u.U. sogar eine zweite Schlaggelegenheit bekommt. Für Rot spricht allerdings noch, dass er in einem resultierenden Rennspiel den alleinigen Dopplerbesitz hat; desweiteren auch eine kleine life-after-death-Chance nach dem Treffer, da Weiß noch kein closed board hat und es bei suboptimaler builder-Verteilung evtl. gar nicht gelingt, den ace-Punkt noch zu schließen, wodurch es gegen das Phantom-ace-pt-game zu Unfällen kommen kann.

Am besten eignet man sich derartige Standard-Doppler-Situationen, wie hier das Doppel im bar-Punkt-Haltespiel, bereits im Training oder der häuslichen Vorbereitung (z.B. mit GNU oder xG) an - variierend mit verschiedenen homeboards und pipcounts. Dann kann man sie in der Wettkampf-Situation eigentlich nicht mehr verkehrt machen.

Als Resumee: in der o.g. Position hat Rot ein deutliches take (+0,700). Erst bei einem closed board für Weiß oder bei deutlich schlechterem Rennspiel für Rot wäre das take grenzwertig oder es resultiert sogar knappes pass.

• Claus akzeptiert

Weiss hat 52 zu ziehen

CWeissbarthscore: 4
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
|2O '1X ' ' '| 2 |2X3X2X2X2X2X|
|                   |   |                   |
|                 |   |       2 5       |
| ' ' ' ' '1X|   |2O2O2O3O4O '|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 1

Michael kann seine Trefferchance danach nicht wahrnehmen und Claus anschließend das Rennspiel für sich entscheiden.


Auch im abschließenden "crawford-game" gelingt es dem Autor trotz eines massiven backgames nicht, Claus Weissbarth am Durchmarsch zu hindern:

CWeissbarthscore: 6
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| ' ' ' ' '1X|   |4X4O5X2O2O5X|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |       5 5       |
|1O ' ' ' ' '|   |2O2O2O ' ' '|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 1

Michael schlägt und flutet das Außenfeld mit Jägern: 23/18*/13 23/18 20/15.

CWeissbarthscore: 6
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|1O '1O ' '1O|   |4X3O5X2O '5X|
|                   | 1X|                   |
|                 | 1 |                 |
|1O ' ' ' ' '|   |2O2O2O ' ' '|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 1

Claus kann aber in der weiteren Folge problemlos wiedereinspielen und sich wenige Züge später mit einem Pasch-6 elegant aus der Affäre ziehen:

CWeissbarthscore: 6
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
| ' ' ' ' '1O|   |3X2O3X2O3X5X|
|                   |   |                   |
|       6 6       | 1 |                 |
|2O ' ' ' '2O|   |2O2O2O1X ' '|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 1

• Claus Weissbarth spielt 22/4 6/off.

Eine weitere Chance gab es danach nicht.


Auch Michael Kartmann aus Saarbrücken hatte im anschließenden Finalmatch dem Lauf des Südbaden-Champions nichts entgegenzusetzen.

Zwar gelang es dem Saarbrücker, sich im Crawford-Game mit einem gekonnten Pasch-6 noch mal aus der Schlinge zu ziehen:

Score: Michael Kartmann (Weiss) 4 : 8 (Rot) Claus Weissbarth ( Match auf 9 Punkte) Crawford game.

CWeissbarthscore: 8
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2O4X2X2X3X2X|   | ' ' ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |       6 6       |
|2O1X1X2O2O4O|   |1O2O ' ' ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MKartmannscore: 4

• Michael Kartmann spielt 24/18(2) 8/2*(2)


Im darauffolgenden Spiel konnte Claus Weissbarth seinen zweiten Matchball verwandeln:

Duell der Anker

Spiele, bei denen beide Parteien über einen Anker im gegnerischen Homeboard verfügen, sind durch gegenseitiges Abwarten und Belauern gekennzeichnet. Doch irgendwann kommt der Moment, an dem es heißt Farbe zu bekennen.

Score: Michael Kartmann (Weiss) 5 : 8 (Rot) Claus Weissbarth ( Match auf 9 Punkte) post Crawford.

Weiss hat 64 zu ziehen

CWeissbarthscore: 8
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2X3X2X2O2X2X| 2 | '2X ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       4 6       |
|1O2O2O2O2X3O|   | ' ' '3O ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MKartmannscore: 5

Ein Duell der Anker wird nicht zwangsläufig durch einen Pasch oder eine Schlagchance entschieden. Die Seite, der es gelingt, den Anker als erstes zu lösen und ins Außenfeld zu spielen, kommt meist entscheidend in Vorteil, da der gegnerische Anker dann ausgehungert werden kann. Dafür lohnt sich dann oft auch ein kleines Risiko. Doch die Wahl des richtigen Zeitpunkts ist nicht immer einfach.

Hier hat Claus als Roter abwartend bereits einen builder hinter den gegnerischen Anker spielen müssen. Bedingt durch die fehlende Angriffsmöglichkeit wird das Verlassen des Ankers mit 21/15 10/6 für Weiß zur ernsthaften Option und wäre wohl auch am besten, wenn Rot noch eine kleine Schwachstelle in seinem homeboard hätte. In diesem Fall hat Weiß jedoch selber noch eine Schwachstelle und aber auch Zeit, noch einmal zu abwarten und weiter am eigenen homeboard zu arbeiten (Decker für den ace-pt-blot), während Rot hinten gestrippt steht und im nächsten Wurf ein Zugeständnis machen muss. Das von Michael Kartmann gespielte 10/4 6/2 ist richtig.

zum Vergleich:

+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2X3X2X2O2X2X| 2 | '2X ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       4 6       |
|1O2O2O2O2X4O|   | ' ' '2O ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+

In dieser Vergleichsposition wäre ein weiteres weißes Zuwarten mit 10/6 10/4 ein schlimmer Fehler, da es dem roten Anker den Weg freimachte. Weiß muß mit 21/15 6/2 mutig riskieren, um als erstes hinausspielen zu können.

In der weiteren Partiefortsetzung zeigt Claus Weissbarth mit seinem nächsten Zug ein gutes Gespür für die besondere Matchsituation:

Rot hat 31 zu ziehen

CWeissbarthscore: 8
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2X3X2X2O2X2X| 2 | '2X ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|       1 3       |   |                 |
|1O3O2O3O2X2O|   | ' ' '2O ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MKartmannscore: 5

Weiteres Abwarten auf dem Anker wäre nun mit einem Zugeständniss (homeboard-Schwächung) verbunden. Die deutlich beste Gewinnchance für Rot bietet daher das Lösen des Ankers mit 20/16, da auch Weiß nun bereits Angreifer hinterspielen musste und selber noch eine homeboard-Schwäche hat. In einer normalen Matchsituation ist 20/16 auch mit Abstand am besten. In der "post-crawford"-Matchsituation ändert sich dies allerdings! Durch den nach 20/16 möglichen sich ergebenden Schlagabtausch steigt auch die Gammon-Wahrscheinlichkeit - in beide Richtungen! Während jedoch für Weiß ein Gammon für 4 Punkte "post-crawford" sehr wünschenswert ist, ist selbiges für Rot, der nur noch einen Punkt vom Sieg entfernt ist, nicht mehr von Nutzen. Claus mit einem untrüglichen Gespür für die besondere Situation wählt den diesem speziellen Matchstand angemessenen Zug 6/5 6/3.

Weiss hat 63 zu ziehen

CWeissbarthscore: 8
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
|2X3X3X2O3X '| 2 | '2X ' ' ' '|
|                   |   |                   |
|                 |   |       3 6       |
|1O3O2O3O2X2O|   | ' ' '2O ' '|
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
MKartmannscore: 5

Michael Kartmann spielt 21/15 21/18. Der instinktive Zug, der beide Steine aus der Löwenhöhle - dem gegnerischen homeboard - befreit, um dort nicht angegriffen zu werden, ist an dieser Stelle eine Ungenauigkeit. Nachdem Rot sein homeboard im vorherigen Zug geschwächt hat, soll weiß diesen seinen Trumpf - das bessere homeboard - nun auszuspielen versuchen. Richtig ist zu diesem Zweck, selbiges noch weiter zu stärken: 21/15 4/1 !, und mit einem Stein noch im gegnerischen homeboard zu lauern. Zwar bleiben so dem Gegner mehr Schlagchancen - die sind aber ja längst nicht mehr tödlich, da dessen homeboard oben bereits beschädigt ist. Vor allem bleiben durch das Hintenbleiben dem Gegner sehr viel mehr schlechte Würfe: 61, 62, 51, 52, 43, 54, die dieser sonst schußfrei ziehen kann.

Rot hat 51 zu ziehen

CWeissbarthscore: 8
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2X3X3X '3X '| 2 |1O2X '1O ' '|
|                   |   |                   |
|       1 5       |   |                 |
|1O3O2O3O2X2O|   | ' ' '2O ' '|
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MKartmannscore: 5

• Claus Weissbarth spielt 8/7*/2.

Und nachdem es Michael Kartmann in der Folge nicht gelingt, rechtzeitig wieder einzuspielen macht Claus kurz darauf mit einem zweiten hit gefolgt von einem Pasch-55 die Sache entgültig klar.

CWeissbarthscore: 8
+--1--2--3--4--5--6-+---+--7--8--9-10-11-12-+
|2X4X3X '4X1O| 2 | ' ' '1X ' '|
|                   |   |                   |
|       5 5       |   |                 |
|1O3O2O3O '2O|   | '1X '2O ' '|
|                   | 1O|                   |
+-24-23-22-21-20-19-+---+-18-17-16-15-14-13-+
MKartmannscore: 5

• Claus Weissbarth spielt 17/2 10/5.


Das Finale Champions Main

Den Einzug ins Finale Main schafften Bertram Wild (FR) und Ruedi Altermatt aus Basel.
In dem auf 9 Punkte verkürzten Finalmatch behielt der Eidgenosse am Ende die Oberhand.


Es wurde uns von Bertram Wild das komplette Match in der Transkription und xG-Analyse zur Verfügung gestellt - Südbaden-Cup sagt vielen Dank!

Der interessierte Leser findet das komplette Match als xG-Analyse hier zum nachspielen.