Südbaden-Cup Januar 2016

Berichte zum Start in die neue Saison 2016.

Finalmatch Champion Consolation

Auch im neuen Jahr kann Sven Berger an seine Erfolge des Vorjahres anschließen; er erreichte das Consolation Finale gegen Peter Raugust. Peter schien seinen Gegner zwar über weite Phasen im Griff zu haben, mußte sich dann aber post-crawford einem "gammon bad beat" beugen.


Consolation-Finale zu später Stunde: Peter Raugust vs. Sven Berger.

ein psychologisches Doppel

Eine interessante Dopplersituation aus diesem Match, bei der man leicht in die Irre geleitet werden kann.

Score: Weiss Peter Raugust 5 : 4 Rot Sven Berger ( Match auf 9 Punkte)

Weiss am Wurf - Doppler-Aktion?

SBergerscore: 4
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
|3O ' ' '2X2X|   |3X2X2O2X ' '|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |                 |
|3X ' ' '2O2O|   |2O2O2O ' '1X|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
PRaugustscore: 5

Der letzte rote Runner ist sehr blockiert. Mit einer gutgewählten Doppleraktion gelingt es Peter Raugust, seinen Gegner herauszubluffen. Tatsächlich wirft Sven die Flinte viel zu früh ins Korn und passt. Jedoch ein Fehler.
Die gegnerische Prime ist nackt; daher ist kein Blitz zu befürchten und man hat einige Versuche Zeit, um an die Kante aufzurücken und zu springen. Weil die Prime nackt ist hat der Gegner auch wenig Möglichkeiten, um dem Aufrücken entgegenzuwirken; kann also vorerst nur auf das Würfelpech des Gegners setzen. Für eine take-Entscheidung gilt es aber, die guten Sequenzen heranzuziehen - deren Wahrscheinlichkeiten sich auf ca 25% summieren muss. Die Chance, dass Rot in lediglich zwei Versuchen mit einer 2 (oder Pasch-1) an die Kante aufrücken kann, liegt bereits bei 55% (davon 10% direkte 62-Fluchtjoker). Die Chance, von der Vorderkante in der Folge mit der 6 entkommen zu können beträgt bei zwei weiteren Versuchen ebenfalls über 50%. Um die Fluchtchance insgesamt zu bestimmen, muß man beide Chancen kombinieren, d.h. die Wahrscheinlichkeiten multiplizieren. Schon in dem kurzen Zeitfenster von 4 Würfen liegt diese bereits über 25% ! Selbst wenn man länger braucht oder wieder zurückgeschickt wird, ergeben sich weitere Fluchtchancen. Darüberhinaus steht auch der Gegner letztlich noch vor der Aufgabe, den Anker zu lösen.
Wichtig für die take-Entscheidung: der Pipcount. sobald es gelungen ist, die gegnerische Blockade zu überwinden, hat man bei ausreichendem Rennvorsprung bereits ein starkes Redoppel.

Doppler-Entscheidung
Rollout Gewinnerwartung ohne Doppler +0,421(Money: +0,388)
Gewinnerwartungen mit Doppler:
1.Kein Doppel +0,703 
2.Doppel, Aufgabe +1,000 +0,297
3.Doppel, Annahme +0,669 -0,0034
Richtige Doppler-Aktion:Kein Doppel, Annahme (10,4%)

Finalmatch Champions Main

Das Finalmatch bei den Champions bestritten Michael Schoppmeyer und Matthias Krings

Auch aus diesem Match sind heikle Doppler-Entscheidungen zu berichten.

Ein Blitz-Doppel

Score: Michael Schoppmeyer 0 : 0 Matthias Krings ( Match auf 13 Punkte)

Weiss am Wurf - Doppler-Aktion?

MKringsscore: 0
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|4O ' '1O4X '|   |5X ' ' ' '1O|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       [2]       |
|3X ' ' '1O2O|   |4O ' '2O1X1X|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 0

Michael doppelt. Normalerweise hat man bei einem blitz immer ein einfaches take, wenn der Gegner nur 9 checker in der Angriffs-Zone hat. Hier verhält es sich etwas anders. Warum ist das Doppel von Weiß an dieser Stelle besonders stark? Nicht nur, weil Rot vorne selber noch gar nichts erreicht hat. Sondern weil sich praktisch alle weißen Würfe zu großem Nutzen spielen lassen - man sagt, die Würfe diversifizieren. Kleine Würfe schließen den 4er- oder 5er-Punkt. Mit hohen Würfen kann Weiß tief in seinem homeboard attackieren. Mit 41 oder 51 läßt sich das homeboard durchbürsten. Und mit einer 52, 53 oder 62 kann Weiß die Blockade hinten schließen und dadurch großen positionellen Vorteil erlangen. Darum ist das take von Matthias an dieser Stelle etwas überoptimistisch.

Der anschließende Wurf war für den Autor nicht so trivial zu spielen:

Weiss hat 33 zu ziehen

MKringsscore: 0
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
|4O ' '1O4X '| 2 |5X ' ' ' '1O|
|                   | 1X|                   |
|                 |   |       3 3       |
|3X ' ' '1O2O|   |4O ' '2O1X1X|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 0

Bei einem blitz sind tiefe wie hohe homeboard-Punkte gleichermaßen wichtig. Michael shiftet daher mit 7/1*(2). Jedoch ungenau gespielt. Warum? Auch hier muß man die Angriffskräfte bilanzieren: Weiß hat nur 9 checker in der Zone. Das ist zu dünn um das closeout zu forcieren. Weiß muß also seine Kräfte ökonomisch einteilen und einen positionellen Blitz spielen; d.h. Zeit gewinnen, um einen positionellen Vorteil auszubauen, solange der Gegner auf der bar hockt, und ihn auf einen tiefen Anker reduzieren statt ein closeout übers Knie zu brechen. Dieses läßt sich am besten mit 7/4(2) 8/2* erreichen.

Nachdem sich der Blitz für den Autor zunächst recht erfreulich entwickelt, gelingt Matthias mit einem Joker ein comeback:

Rot hat 62 zu ziehen

MKringsscore: 0
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
| ' ' ' '2X1O| 2 |3X3X ' ' ' '|
|                   | 1X|                   |
|       6 2       |   |                 |
|3X ' ' ' ' '|   |2O2O2O4O3X4O|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 0

bar/23 13/7*.

In der weiteren Folge gelingt es Matthias, den weißen Hintermann dingfest zu machen ("zu containen") und das Spiel zu wenden, nachdem er zuvor das Redoppel auf 4 an den Mann gebracht hat.



der Autor im Finale gegen Matthias


Nachdem der Karlsruher weitere zwei Punkte scoren konnte, sieht sich Michael mit einem 0:6 Rückstand konfrontiert.

Hochdramatisch dann das dritte Spiel:

Score: Michael Schoppmeyer 0 : 6 Matthias Krings ( Match auf 13 Punkte)

Nachdem der Autor zeitig gedoppelt hatte, konnte Matthias auch hier zunächst das Spiel wenden:

MKrings am Wurf - Doppler-Aktion?

MKringsscore: 6
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|2O ' '1X ' '| 2 |2X2X2O2X3X2X|
|                   |   |                   |
|                 |   |                 |
|2X ' ' ' ' '|   |3O2O3O1X2O '|
|                   | 1O|                   |
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 0

Matthias redoppelt auf 4 - bei diesem Matchstand ein grober Fehler (0,500). Normalerweise - bei ausgeglichenem Matchstand - müsste Weiß zwar passen. Jedoch - mit einem derartig hohem Matchvorsprung darf man sich ein solches Redoppel auf keinen Fall erlauben! Ein kompetenter Gegner wird sich nicht mit einem 0:8 Rückstand abfinden sondern stattdessen lieber auf einen hohen Cube und auf einen glücklichen Treffer setzten. Eine detaillierte Betrachtung zum gleichen Thema "Cube-Strategie bei hohem Matchrückstand" kann man in der Südbadencup Matchreportage vom Februar 2012 finden.

Michael akzeptiert.

Der Autor läßt sich nun lange Zeit beim Wiedereinspielen, die Matthias Krings jedoch nicht in der richtigen Art und Weise für sich zu nutzen weiß:

MKrings hat 64 zu ziehen

MKringsscore: 6
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|2O ' '2X1X1X|   |2X2X2O2X2X3X|
|                   |   |                   |
|       6 4       |   |                 |
| ' ' ' ' ' '| 4 |3O2O3O '2O '|
|                   | 1O|                   |
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 0

Matthias spielt 8/2 7/3 - übertriebene Vorsicht. Man soll die Zeit, da der Gegner auf der bar hockt, nutzen um den Außenpunkt zu klären und hereinzuspielen. Richtig ist 9/5 9/3.

zwei Würfe später rächt sich dieser Fehler - mit einer erneuten 64

MKrings hat 64 zu ziehen

MKringsscore: 6
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|2O ' ' '1X '|   |2X2X2O4X3X3X|
|                   |   |                   |
|       6 4       |   |                 |
| ' ' ' ' ' '| 4 |3O2O3O '2O '|
|                   | 1O|                   |
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 0

• MKrings spielt 8/2 6/2

nun heißt es: Farbe bekennen !

ein underdog recube

MiS am Wurf - Doppler-Aktion?

MKringsscore: 6
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
|2O ' ' ' ' '|   |1X2X2O4X5X3X|
|                   |   |                   |
|                 |   |                 |
| ' ' ' ' ' '| 4 |3O2O3O '2O '|
|                   | 1O|                   |
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 0

Man hat als Weißer nur eine 36%-ige Chance (13/36), seinen Schuss zu treffen; die gesamt-Gewinnchance liegt unter 30%. Dennoch darf Weiß - dem Matchstand geschuldet - als Aussenseiter redoppeln ! Man hat nicht viel zu verlieren - aber viel zu gewinnen!. Solche underdog-recubes sind im Matchplay gar nicht mal so selten anzutreffen. Vergleiche die Südbadencup Matchreportage vom September 2011 .

MKringsscore: 6
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
|2O ' ' ' ' '| 8 |1X2X2O4X5X3X|
|                   |   |                   |
|                 |   |       4 2       |
| ' ' ' ' ' '|   |3O2O3O '2O '|
|                   | 1O|                   |
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 0

tatsächlich gelingt der Treffer !

nachdem Matthias beim Wiedereinspielen hängenbleibt und einen weiteren blot lassen muß, welchen Michael auch noch einkassiert, gelingt das closeout von zwei roten checkern und ein Gammon ist zum Greifen nahe: 16 Punkte für den Matchsieg in nur einem einzigen Spiel!

MKringsscore: 6
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
| ' ' ' ' ' '| 8 | ' ' '4X4X5X|
|                   | 2X|                   |
|       6 6       |   |                 |
| ' ' ' ' ' '|   | '2O '2O4O4O|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 0

Jedoch kann Matthias zumindest was das Gammon angeht, mit einem Pasch-6 den Kopf gerade noch mal aus der Schlinge ziehen.


Das weitere Spielgeschehen gestaltete sich dann bis zum Stand von 10:10 ausgeglichen ; am Ende mit einem glücklicheren Ende für den Autor.

Das komplette Match in der von Matthias Krings dankenswerterweise zur Verfügung gestellten xG-Analyse gibt es hier: MiS - MKrings Match auf 13