Zu bewältigen war das untenstehende checkerplay-Problem:
Rot hat 65 zu ziehen
WFrey | score: 5 | |||||||||||||
MKrings | score: 7 |
(aus dem Südbaden-Cup Final-Match vom Juni 2013)
Welchen Zug soll Rot wählen:
Der beste Zug laut GNU-4ply-Analyse ist 24/13
# | Ply | Zug | Gewinnerwartung | |
---|---|---|---|---|
1 | 4 | 24/13 | +0,308 | |
0,637 0,163 0,003 - 0,363 0,085 0,002 | ||||
2 | 4 | 14/3* | +0,251 ( -0,056) | |
0,601 0,200 0,003 - 0,399 0,106 0,003 |
Wie kann man aber selber zur richtigen Lösung finden?
Die reine Trefferbilanz bietet keinen eindeutigen Aufschluss für die Zugwahl:
In einem solchen Fall soll man den Zug zu wählen suchen, welcher den höheren strategischen Nutzen bietet, falls der Gegner nicht trifft. Das bietet dann einen kleinen Pluspunkt zugunsten des "lover's leap":
Zur Lösung für Rot findet man am ehesten, indem man das Stellungsproblem aus der Sicht des Weißen betrachtet. Dazu muß ich etwas ausholen.
In einem Haltespiel vom Typus "Anker plus Sniper" kommt man i.d.R. an einen Punkt, an dem sich die Frage stellt, ob man den hintersten Stein im gegnerischen homeboard einzeln stehenlassen soll, um durch das verteilt Stehen dem Gegner mehr Schwierigkeiten zu bereiten und bessere Schuss-Chancen zu haben (zu "snipen"), oder ob man diesen lieber auf den Anker hochziehen soll. Das Verteiltbleiben ist natürlich nicht ohne Risiko, da der Einzelstein auch verwundbar und angreifbar ist. Hier lohnt es sich, eine Faustregel kennen, die Weltmeister Bill Robertie für dieses Problem aufgestellt hat:
"Der Einzelstein soll einzeln stehenbleiben, d.h. snipen, wenn es noch offene, ungemachte Punkte im gegnerischen homeboard zu bewachen gibt. Hat der Gegner dagegen die homeboard-Punkte vor dem Stein schon alle gemacht (und bewacht der Einzelstein also quasi nur das Feld, auf dem er selber steht), dann ist das Risiko des verteilt Stehenbleibens zu groß und der Stein ist auf den Anker zu retten."
Konkret für unsere Stellung also: die roten homeboard-Punkte alle gemacht soll Weiß nicht länger auf dem 3er-Punkt verweilen sondern den Einzelstein bei der erstbesten Gelegenheit auf den Anker sichern.
Ein brauchbares Entscheidungskriterium erhält man nun, indem man unter Berücksichtigung dieser Faustregel die gegnerischen Würfe auf Duplikation und Diversifikation hin untersucht:
24/13 dupliziert dem Gegner die 2 zum Schlagen, die er auch bräuchte, um den Einzelstein auf den Anker zu retten. Nach 14/3* dagegen hat der Gegner zwei gute Zahlen: die 3 zum treffen und die 5, um den Einzelstein auf den Anker zu spielen.
Zwei Einsendungen - und beide haben sich für die "falsche" Lösung 14/3* entschieden. Da dies aber immerhin ein Indiz dafür ist dass sich die Teilnehmer Ihre eigenen Gedanken machen statt einfach nur stumpf den Backgammon-Computer zu befragen haben wir beschlossen, soviel Sportsgeist zu belohnen und den Preis trotzdem zu verlosen.
Einen Freistart für einen der nächsten warm-up one-pointer beim Südbaden-Cup erhält Franz Preiss