Antwort zur Quizaufgabe vom Juni 2013

Zu bewältigen war das untenstehende checkerplay-Problem:

Rot hat 65 zu ziehen

WFreyscore: 5
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|3O ' ' '2X '|   |3X2O2X1O2X2X|
|                   |   |                   |
|       5 6       |   |                 |
|2X1X ' ' ' '| 2 |4O3O '2O '1X|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MKringsscore: 7

(aus dem Südbaden-Cup Final-Match vom Juni 2013)

Welchen Zug soll Rot wählen:

  • 24/13
  • 14/3*
  • Auflösung

    Der beste Zug laut GNU-4ply-Analyse ist 24/13

    # Ply Zug Gewinnerwartung
      1 4 24/13 +0,308
      0,637 0,163 0,003 - 0,363 0,085 0,002  
      2 4 14/3* +0,251 ( -0,056)
      0,601 0,200 0,003 - 0,399 0,106 0,003  

    Wie kann man aber selber zur richtigen Lösung finden?

    Die reine Trefferbilanz bietet keinen eindeutigen Aufschluss für die Zugwahl:

  • 24/13 ließe die direkte 2 sowie als Kombination die 65 sowie die 63 oder 54; letztere würde dem Gegner aber den Anker kosten und wäre daher mit Risiko verbunden.
  • 14/3* ließe dem Gegner die 3 sowie die Kombinationen 55 und 54 für den Rücktreffer gegen den anderen blot im weißen homeboard (auch hier wieder die 54 wegen des offen-hits mit etwas mehr Risiko verbunden).
  • In einem solchen Fall soll man den Zug zu wählen suchen, welcher den höheren strategischen Nutzen bietet, falls der Gegner nicht trifft. Das bietet dann einen kleinen Pluspunkt zugunsten des "lover's leap":

  • mit 24/13 kann der letzte Stein entkommen. Wenn Rot hinten stehen bleibt, hat er auf jeden Fall einen Stein hinten, nach 24/13 nur, wenn Weiß ihn wieder zurückschickt.
  • 14/3* bietet einen unbeschwerlicheren Heimweg, wenn es gelingt, den Gegner für eine Weile auf der bar zu halten, sowie eine bessere Chance auf ein Gammon. Allerdings ist auch das Spiel auf Gammon nicht zwingend da der Gegner über den Anker verfügt.
  • Zur Lösung für Rot findet man am ehesten, indem man das Stellungsproblem aus der Sicht des Weißen betrachtet. Dazu muß ich etwas ausholen.
    In einem Haltespiel vom Typus "Anker plus Sniper" kommt man i.d.R. an einen Punkt, an dem sich die Frage stellt, ob man den hintersten Stein im gegnerischen homeboard einzeln stehenlassen soll, um durch das verteilt Stehen dem Gegner mehr Schwierigkeiten zu bereiten und bessere Schuss-Chancen zu haben (zu "snipen"), oder ob man diesen lieber auf den Anker hochziehen soll. Das Verteiltbleiben ist natürlich nicht ohne Risiko, da der Einzelstein auch verwundbar und angreifbar ist. Hier lohnt es sich, eine Faustregel kennen, die Weltmeister Bill Robertie für dieses Problem aufgestellt hat:
    "Der Einzelstein soll einzeln stehenbleiben, d.h. snipen, wenn es noch offene, ungemachte Punkte im gegnerischen homeboard zu bewachen gibt. Hat der Gegner dagegen die homeboard-Punkte vor dem Stein schon alle gemacht (und bewacht der Einzelstein also quasi nur das Feld, auf dem er selber steht), dann ist das Risiko des verteilt Stehenbleibens zu groß und der Stein ist auf den Anker zu retten."
    Konkret für unsere Stellung also: die roten homeboard-Punkte alle gemacht soll Weiß nicht länger auf dem 3er-Punkt verweilen sondern den Einzelstein bei der erstbesten Gelegenheit auf den Anker sichern.

    Ein brauchbares Entscheidungskriterium erhält man nun, indem man unter Berücksichtigung dieser Faustregel die gegnerischen Würfe auf Duplikation und Diversifikation hin untersucht:
    24/13 dupliziert dem Gegner die 2 zum Schlagen, die er auch bräuchte, um den Einzelstein auf den Anker zu retten. Nach 14/3* dagegen hat der Gegner zwei gute Zahlen: die 3 zum treffen und die 5, um den Einzelstein auf den Anker zu spielen.


    Zwei Einsendungen - und beide haben sich für die "falsche" Lösung 14/3* entschieden. Da dies aber immerhin ein Indiz dafür ist dass sich die Teilnehmer Ihre eigenen Gedanken machen statt einfach nur stumpf den Backgammon-Computer zu befragen haben wir beschlossen, soviel Sportsgeist zu belohnen und den Preis trotzdem zu verlosen.

    Einen Freistart für einen der nächsten warm-up one-pointer beim Südbaden-Cup erhält Franz Preiss