Südbaden-Cup September 2011

Das Finale - Main

Im Champions-Final-Match auf 13 Punkte standen sich der Schweizer Nations-Cup-Vertreter Jaques Wehli und der Schreiber dieser Zeilen gegenüber. Beim Stand von 2 zu 1 konnte sich Michael Schoppmeyer durch einen geglückten Pasch-5-Blitz einen frühen 5-Punkte-Vorsprung sichern und in der Folge weiter ausbauen.

Beim Stand von 10 zu 2 ergibt sich ein instruktives Beispiel für beiderseitige Cube-Strategie bei einem hohem Match-Rückstand eines Spielers:

Weiss am Wurf. Doppler-Aktion?

JWehliscore: 2
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| ' ' ' ' ' '|   |2X2X2X2X3X1X|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |                 |
| ' ' ' '5O2O|   |3O '3X2O1O2O|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 10

Trotz eines Rennrückstands von 24 pips (82 zu 106) hat Rot selbst bei ausgeglichenem score noch knappe take-Chancen durch kombinierte Renn- und Schusserwartung (siehe dazu auch die Erläuterungen zu den Doppler-Beispielen der Juli-Analyse). Bei einer hohen Matchführung und nur noch 3 Punkten Rest soll Weiss den Ball flachhalten und keine hohen Spiele mehr spielen; trotz einer 77%-igen Gewinnchance ist Michaels Doppel bei diesem Matchstand daher ein Fehler (-0,070). Wie Rot dies am besten ausnützt - dazu hier der weitere Spielverlauf:

Nach seinem Doppel ist Weiss nun darum bemüht, seine Steine sicher ins Haus zu spielen. Währenddessen macht Rot mit einer zweimaligen 64 closed board und etwas an Boden gut im Rennen.

JWehliscore: 2
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| ' '1X ' ' '| 2 |2X2X2X2X3X2X|
|                   |   |                   |
|                 |   |       2 6       |
| ' ' ' ' '2O|   |4O '1X3O3O3O|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
MiSscore: 10

Nachdem Jaques mit einem Stein vom Anker gegangen ist, kommt es zu einem kleinen Unfall und Weiss muss mit seiner 62 einen Schuss lassen.

Score: Weiss 10 , Rot 2 . Rot am Wurf; Doppler-Aktion?

JWehliscore: 2
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
| ' '1X ' ' '| 2 |2X2X2X2X3X2X|
|                   |   |                   |
|                 |   |                 |
| ' ' ' ' ' '|   |4O1O1X3O3O4O|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
MiSscore: 10

Wenn man in einem Poker-Turnier nur noch wenige blinds übrigbehalten hat, kann man nicht mehr besonders wählerisch sein mit den Händen die man spielt, sondern muss bei der erstbesten Gelegenheit reinstellen, um aufzudoppeln. Ähnlich verhält es sich beim Backgammon bei einem hohen Match-Rückstand. Die obige Stellung ist ein schönes Beispiel für einen underdog-cube. Rot hat einen Schuss bekommen, trotzdem bleibt er in diesem Spiel immer noch klarer Aussenseiter - mit kaum 40 zu 60. Normalerweise dürfte er nicht im Traum daran denken, auf den Schuss hin zu doppeln, da seine Chance zu treffen bei 11 von 36 Würfen gerade mal 30 Prozent ausmacht - im moneygame würde es ein saftiges "beaver" setzen. Etwas anderes ist das bei dem hohen Matchrückstand! Obwohl Weiss mit dem Gewinn eines 4er-Spieles das Match zumacht, soll Rot hier gambeln, "all-in" stellen und den Einsatz jetzt verdoppeln, da das die einzige Möglichkeit ist, durch ein hohes Spiel wieder etwas Anschluss zu finden; vier Punkte nützen dem Roten in dieser Situation mehr als dem Weissen (der eh nur noch drei benötigt).

Nachdem das obige Spiel auf dem 2er-Level zu Michaels Gunsten beendet wurde (Jaques hatte weder gedoppelt noch getroffen), konnte der Autor auch im abschliessenden Crawford-Game die Oberhand behalten.


Das Consolation - Finale

Das Finalmatch auf 11 Punkte in der consolation wurde zwischen Bertram Wild und Edmund Taub bestritten.

"eine sechs zuviel" hatte Bertram Wild bei folgendem Checkerplay zu spielen:

Weiss hat 66 zu ziehen

ETaub
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
|4O '1O '3X '|   |5X '1O1X ' '|
|                   |   |                   |
|                 | 1 |       6 6       |
|2X '1O '3O '|   |5O1X ' '1X2X|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
BWild

Bei Päschen - wenngleich gern gesehen - steht man gelegentlich vor dem Dilemma, eine Zahl zuviel ziehen zu müssen (Der gänzlich Unbescheidene mag lamentieren, dass er eine Zahl zuwenig ziehen darf ...). Auch in diesem Beispiel würde Weiss gerne nach dem Ziehen von lediglich drei 6en die Würfel wieder aufnehmen, was die Regeln aber nicht gestatten. Wie soll Weiss also spielen?

Richtig ist auf jeden Fall mal 13/7(2); der bar-Punkt dient sowohl als Blockade- als auch als Landepunkt. Unwillens, dem Gegner freie Hand und einen Doppelschuss zu lassen entscheidet sich Bertram schliesslich dafür, auf dem 2er-Punkt zu attackieren - 13/7(2) 8/2*(2). Das Machen des 2er-Punktes zu diesem Zeitpunkt ist aber strategisch verfehlt; es trägt nicht dazu bei, die Steine nach Hause zu holen und der Punkt ist zu tief und erlaubt dem Gegner hinter diesem zu ankern. Wichtiger ist, nach 13/7(2) den hintersten Stein mit 21/15 herauszuholen und zu sichern. Aber was nun mit der vierten 6 ? Besser als 8/2* oder 10/4 ist es, den Schuss auf dem midpoint zu geben, also 21/15 13/7(3) - siehe folgendes Diagramm:

die beste Ausführung
ETaub
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
|1O '2O '3X '|   |5X ' '1X ' '|
|                   |   |                   |
|       3 5       | 1 |                 |
|2X '1O '3O3O|   |5O1X ' '1X2X|
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
BWild

Nach der besten Ausführung 21/15 13/7(3) haben die Treffer für den Gegner ihren Preis: schlägt er nun mit der 5, so kostet ihn das seine Möglichkeiten, den goldenen Anker zu machen. Schlägt er mit der 1, so verliert er den wichtigen midpoint als Bindeglied zu den hinteren Steinen. Überdies wird Weiss Rückschussmöglichkeiten im Aussenfeld oder gegnerischen homeboard bekommen.

Erneut ein interessantes Match-Cube-Problem gab es im letzten Spiel der Consolation beim Stand von 8 zu 6 auf 11:

Weiss am Wurf - Doppler-Aktion?

ETaubscore: 6
+-13-14-15-16-17-18-+---+-19-20-21-22-23-24-+
| ' ' '1O ' '|   | ' ' '3X5X6X|
|                   |   |                   |
|                 |   |                 |
| ' ' ' '2O '| 2 |2O3O3O1O3O1X|
+-12-11-10--9--8--7-+---+--6--5--4--3--2--1-+
BWildscore: 8

Beim Stand von 8 zu 6 gegen sich konnte Edmund seinen Gegner doppeln und die Zeit, da dieser auf der bar stand nutzen, um seine Steine nach hause zu bringen - einer jedoch blieb hängen. Bertram ist nun am Wurf und redoppelt. Soll Rot annehmen? Bei einem Matchrückstand 5-Rest-3-Rest benötigt Rot nur noch 15-16% an Chancen für ein Take - denn das ist genau die Gewinnwahrscheinlichkeit, die er nach einem Pass in einem Match mit 5-Rest gegen 1-Rest laut Equity Tabelle auch noch hätte. Er kann da genausogut auch den Doppler annehmen, zurückdrehen und dieses eine Spiel ums ganze Match spielen. Wie gut aber ist seine Chance hier? Dank seines speedboards hat Rot vortreffliche Rennchancen, wenn es ihm nur gelingt zu entkommen - er verfügt tatsächlich über eine 25%-Chance, könnte also sogar moneygame noch akzeptieren. Bertrams 4-Cube ist bei seiner Matchführung daher fragwürdig und kostet 3,5% an MWC - würde aber andererseits 5,5% einbringen, wenn der Gegner fehlgeht und passt. Edmund nimmt an (mit der nachträglichen Begründung "es sei spät; er wolle beenden und heimfahren"); Bertram macht eine 31 und punktet mit 4/1* 2/1 auf dem gegnerischen Stein (stattdessen mit der 1 das homeboard zu decken wäre ein Fehler, da es dem Gegner erlaubt, mit einer 6 zu rennen). Edmund gelingt nach dem Zurückdrehen des Cubes jedoch keine 3, um zu entwischen, so dass Bertram Wild aus der Consolation als Sieger hervorgeht.